6. Juni 2024 jannik

Zu früh - zu spät

Elvis und Spencer im Studio, 1980. „Zu früh - zu spät“ ist die 3. Folge der 1980er Dorfstaffel.

Allgemeine Informationen

Inhalt

(siehe Hauptartikel)

Die eine Studiouhr geht vor, die andere geht nach. Der völlig verwirrte Spencer weiß nicht, wie er seine Sendung pünktlich anfangen soll. Auch Elvis weiß keinen Ausweg. Lexi versucht, den Unterschied zwischen „zu früh“ und „zu spät“ wissenschaftlich zu erklären.

Text: Hörzu3) - Länge: 30'

Puppen/Puppenspieler

Spencer Joachim Hall (assistiert von Jürgen Meuter)
Elvis Wilhelm Helmrich
Lulu Maria Ilić
Lexi Lorenz Claussen
Kasimir Herbert Langemann
Nepomuk Horst Lateika
Poldi Friedrich Wollweber
Mona Petra Zieser
Lisa Eva Behrmann
Karl-Heinz Petra Zieser
Karl-Otto Jürgen Meuter
Karl-Gustav Lorenz Claussen
Nero Maria Ilić
Galaktica Maria Ilić

Puppen

Maria Ilic mit Lulu.Lulu ist ab dieser Episode nach zwei Folgen Abwesenheit wieder dabei. Sie wird von nun an von Maria Ilić gesprochen. Charakterlich wirkt sie jetzt viel warmherziger und nicht mehr so kindisch wie früher, scheint aber ein Faible für Phantasiespiele und Kleider entwickelt zu haben. Lulu und Elvis scheinen ab jetzt ein Paar zu sein und leben gemeinsam im Eisenbahnwagen.

Es wurde wieder die selbe Lulu-Puppe (wie in der ersten Staffel) verwendet, die jedoch ein wenig von Puppenbauer Bernhard Schmidt umgebaut wurde. Die Handschuhhände wurden entfernt, und durch Arme, die über Drähte geführt werden, ersetzt. So wirkt die Figur insgesamt kleiner und zierlicher. Lulu verkleidet sich im Laufe der Folge u.a. als Inuit. Den Pelz und den Muff trägt sie 1981 nochmal in Nikolaus (023). In der Schlussszene trägt sie ein Astronauten-Kostüm.

Die in dieser Staffel neu eingeführte Figur Nero hat ihren dritten Auftritt in der Serie und wird in dieser Folge von einer Frau gesprochen. Höchstwahrscheinlich auch von Maria Ilić. Wie bei den Quietschbeus scheint die Besetzung bei diesem Charakter noch stark zu changieren.

Kulissen

Hier sieht man erstmals eine Uhr an der Studiodecke. Sie ist ebenfalls in Die Badewanne (009) und Das Bett (011) zu sehen. Am Ende dieser Folge ist die Uhr jedoch Schrott. Theoretisch müsste diese Folge in einer chronologischen Reihenfolge nach den beiden Episoden spielen.

Auf Spencers Tisch liegt von nun an ein eigenartiges, längliches rotes, ca. 1,5 cm starkes Brett. Keinen Schimmer wofür das gedacht ist. In einer anderen Folge sieht man, dass es sehr schmal ist und dass es weit vorn an der Kante liegt. Als Schreibunterlage kann also nicht gedacht sein. Außerdem hat Spencer schon seit längerem auch eine Schreibunterlage auf seinem Tisch. Eine herkömmliche, flache, schwarz-graue Unterlage.

Lulu und Elvis wohnen in einem Eisenbahnwagon. Den "Traumexpress" sieht man in dieser Folge erstmalig und bleibt bis zum Ende der Serie unverändert. An der linken Plattform vom Eisenbahnwagon fehlt jedoch in dieser Folge an der Seite, die zur Kamera zeigt, der typische rot-grün-gestreifte Stoff.

Noch eine Premiere: Hier sieht man erstmals Kasimirs neue Kastanie - jedenfalls vollständig. Er wohnt in einem Haus auf einem Baum mit Fahrstuhl und Balkon. Natürlich befindet sich kein richtiger Fahrstuhl im Baum, sondern lediglich eine Treppe oder Leiter, die die Puppenspieler immer rauf und runter klettern. Nicht selten ist in den früheren Folgen (auch in dieser) ein deutliches Gepolter während der Fahrstuhlfahrten zu hören, das immer dann ensteht, wenn die Puppenspieler diese Leiter hinauf und hinunter klettern. Die weißen Schalter für die Klingel und den Fahrstuhl, die sonst neben den beiden Türen zu sehen sind, fehlen noch. Man wird sie erst ab 1981 in der Folge 16: "Das Gerücht" sehen.

Man konnte das Baumhaus bereits in Gummibärchen-Transporte (007) im Visophon sehen - aber nur das Baumhaus und nicht den Baum selbst. Es schien da keine Rückwand zu haben. In „Zu früh - zu spät“ hat es aber eine dunkle Rückwand. Es muss aber keine feste Wand sein. Es kann sich auch lediglich um ein Stück Stoff handeln. Der Fahrstuhl hat nämlich eine Rückwand, die deutlich erkennbar nichts weiteres ist, als ein rot-bräunlicher Stoff. Die Farbe dieses Stoffes wird sich im Laufe der Serie sehr häufig ändern. Manchmal scheint es auch so, als ob der Stoff hinter der oberen Fahrstuhltür eine andere Farbe hat, als jenes hinter der unteren Tür.

Die Showdeko befindet sich definitiv links vom Studio (Spencer zeigt nach links) und zwar direkt nebenan (man kann Spencer bis in die Showdeko hören).

Songs

Besonderheiten

Lulu zu Besuch im Studio.

„Zu früh - zu spät“ (008), „Die Badewanne“ (009), „Das Bett“ (011) sind in ihrem Aufbau wirklich faszinierend ähnlich: Die Uhren an der Studiodecke, ein Blick in das Geschehen nach, bzw. vor der Sendung, die Sabotageversuche Neros, der meist von irgendwo vom vorderen Teil der Bühne (meist auch vor der Sichtblende) aus seine Zauberkräfte spielen lässt (sei es nun Telekenetik oder Telepathie), Lexis ständig ausschweifenden Referate… Man könnte diese Folgen in eine Rubrik mit dem Namen „Wenn eine Sendung daneben geht…“ einordnen. Demnach müsse sich auch die Folge Der Baumstamm (013), der nur die Studiouhren, Lexis Vorträge und ein Blick nach und vor der Sendung fehlen dazu gesellen. Teilweise scheint sich das ganze Dorf gleichzeitig, wie von Geisterhand auf ein Thema eingestimmt zu haben. Es gibt nicht viele solcher „Themensendungen“. Mal geht es ausschließlich um Zeit, um Badewannen oder um das Bett, bzw. um das Schlafen.

(Andreas im Spencer-Forum)

Kultiges

  • Im Frühjahr 1980 schickte Regisseur Armin Maiwald eine ausführliche Themenliste u.a. mit seiner ersten Idee zu „Zu früh - zu spät“4) an die Redakteure Angelika Paetow und Winfried Debertin. Einige der hier teilweise nur grob skizzierten, aber doch relativ konkreten Ideen haben es tatsächlich in die wenige Monate später fertiggestellte Episode geschafft.
  • Galaktika wird in dieser Folge nicht gerufen, sondern kommt von selbst; ähnlich wie bei ihrem ersten Auftritt in Folge 2: "Jahreszeiten" von 1979.
  • In dieser Folge hören wir, nachdem Spencer zu Kasi geschnippt hat, - zwar ein bisschen leise - die Baumhausmusik. In den nächsten Folgen wird man das musikalische Motiv noch einige Male hören. Es wird nämlich - zwar nicht alle - aber mehrere Baumhausszenen untermalen, und zwar in Das Gerücht (016), Gesundheit (017), Kasis Kastanien (045). In Die Mutprobe (024) eröffnet es kurioserweise eine Pilzhausszene.
  • Eine richtige Nerofolge! Ganze sechs Mal lässt sich der schwarze Unhold blicken. Fünf Mal agiert er aus dem vorderen „Bühnen“-Bereich (direkt vor der Kamera) heraus und lässt seine Zauberkräfte spielen. Er bleibt von Spencer & Co. unentdeckt.
  • In der Folge wurde zum ersten Mal gezeigt, was vor der Sendung passiert (dramaturgisch auch wichtig und sinnvoll). Folgen mit diesem Aufbau sind sehr rar - es gibt nur noch vier weitere dieser Art, davon eine in dieser Staffel.
  • Um zu zeigen, dass Spencer die Sendung überzogen hat, ließ man ungefähr die erste Hälfte des Abspanns im Visophon laufen. So etwas in der Art gab es sonst nur noch einmal und zwar 1981 in Gesundheit (017).
  • Elvis summt und singt während der Vorbereitung der Sendung im Studio vor sich hin und zitiert dabei zuerst „Ja, so ist sie, die Dubarry, wer sie einst sah, vergisst sie nie“ aus Carl Millöckers Operette „Die Dubarry“ (1879) und danach das Lied „Salome, schönste Blume des Morgenlands“ (1920) von Robert Stolz.5)
  • Auch diese Folge erschien 1981 als Hörspiel-MC bei EUROPA6). Dazu wurde die Tonspur der Episode stark gekürzt.
  • Die Folge wurde genau wie die anderen Episoden der zweiten Staffel im Mai 2009 auf DVD veröffentlicht.7)

Pannen und Ungereimtheiten

  • Diese Folge hat einen Vorlauf mit einen Schwarzbild von ca. 2 Sekunden. Während dieser zwei Sekunden ist das Ausklingen der Anfangsmusik, sowie das Geräusch des sich drehenden Miniatursessels aus dem Vorspann zu hören. Offensichtlich sind das die Reste des ursprünglichen Vorspanns zu dieser Folge, den man letztendlich wegschnitt. Die Folge sollte also ursprünglich normal mit dem Vorspann beginnen. Dann sieht man wie Nero auf Spencers Sessel sitzend sich zur Kamera rumdreht; er entdeckt die Uhr (Sie zeigt Sechs Uhr an.), er verstellt sie durch Zauberkraft und lässt die Sendung zu einem späteren Zeitpunkt noch mal beginnen. In der gesendeten Fassung fehlt nun, wie gesagt dieser erste Vorspann und die Sequenz, in der sich Nero auf dem Sessel zur Kamera rumdreht. Nachdem das Bild nach dem zweisekündigen Vorlauf „aufgedreht“ wird, hat sich Nero bereits rumgedreht.
  • Folge 6: "Viele Wünsche" beginnt mit einer Nahaufnahme von Spencers Sessel und die Kamera geht erst im Verlauf seines Bergrüßungsspruch in die Totale. Bei dieser Folge ist das etwas merkwürdig: Nach dem Vorspann sieht man Spencer und über ihm die Uhr. Keine Nahaufnahme. Die Kameraeinstellung ist dazu noch eigenartig starr, wenn die Uhren mit im Bild sind. Das ist so zu erklären: Anstatt sich die Mühe zu machen eine Uhr aufzuhängen, die sich teilt und wie wild die Zeiger rotieren lässt, ist man dazu übergegangen, die Uhr/die Uhren erst nachträglich ins Bild zu schneiden. Sie wurden also getrennt aufgezeichnet und per Bluescreen reingeschnitten. Lediglich in der letzten Szene scheint eine Uhr in echt an der Decke zu hängen (sie braucht da ja auch nicht mehr verstellt werden). Das erkennt man daran, dass sie auf Spencers Sessellehne fällt und abprallt. Und da erkennt man auch, das es keine richtige Uhr ist, sondern nur ein flaches Stück Pappe.

Die Uhren verhalten sich auch ohne Neros Eingreifen merkwürdig:

  1. Zu Beginn verstellt Nero die eine Uhr von 6 Uhr auf 5 Uhr 44. Als Elvis ins Studio kommt, zeigt die Uhr die gleiche Zeit an. Dabei liegt ja noch die ganze Eisenbahnszene dazwischen!
  2. Nachdem Nero die Uhren auf 2 Minuten vor sechs, bzw. 12 Minuten vor 6 gestellt hat, brauchen diese mindestens 3 Minuten um Punkt Sechs bzw. 10 vor Sechs anzuzeigen.
  3. Die Uhren zeigen mindestens 1 Minute und 10 Sekunden lang 6 Uhr, bzw. von 10 vor 6 an. 10 Sekunden zu viel!
  4. Lexis Vortrag dauert nicht länger als 1 1/2 Minuten. Vor seinem Vortrag zeigen die Uhren, jedoch 5 bzw. 15 Minuten nach Sechs und nach seinem Vortrag 9 bzw. 19 Minuten nach Sechs an.
  5. Während Spencer mit Elvis die Geschichte einstudiert und erzählt („Ein Mann geht über die Straße“) rücken die Zeiger keine Minute vor, dabei vergehen in Wirklichkeit mindestens 4 Minuten!
  • Wieso sehen Spencer und Elvis den schwarzen Unhold Nero nicht?
  • Nepomuk kommt am Baumhaus von rechts vorbei. Wenn er von zu Hause kommt, müsste er aber von links kommen.
  • Die Zwillinge erzählen, Lisa sei genau 24 Stunden und 2 Minuten älter als ihre Schwester. Sicher, Zwillingsgeburten können länger dauern und problematischer sein als andere. Ist es aber so häufig, dass die Geburt selbst sich über einen ganzen Tag hinzieht? Abgesehen davon wird in späteren Folgen (z.B. Zwillinge oder Wassermänner (140)) eine ganz andere Geschichte erzählt.
  • Wie schon erwähnt: An der linken Plattform vom Eisenbahnwagon fehlt an der Seite, die zur Kamera zeigt, der typische rot-grün-gestreifte Stoff. Warum? Wurde diese Folge vielleicht wirklich vor Die Badewanne (009) gedreht (siehe dort)? Oder hat man den Stoff hier nur einfach vergessen?
  • Wie ist es möglich, dass Galaktika einfach so die Dorfbewohner besuchen kann, ohne dass sie gerufen wird? In späteren Folgen musste sie wegen jeder Kleinigkeit erneut gerufen werden - das bestimmen so die andromedanischen Gesetze (z.B. Warum rufst du immer Galy? (116), Kasi fällt ins Sommerloch (235)!)

Zitate

  • Spencer: „Was macht denn eine Kuuhuu!?“; Elvis: „Eine Kuh macht, ähm … ein' Haufen.“
  • Elvis (vorlesend): „Lieber Spencer, sei nicht stur! Nimm dir das nächste Mal 'ne Taschenuhr. Deine Eva aus Essen.“; Spencer: „Liebes Evchen viel zu spät, die Tasche ist mir zugenäht.“
  • Nepomuk (zu Galaktika): „Fledermaus!“
  • Spencer: „Elvis, hast du schlecht geträumt, mein Junge? Oder hat dir Lulu vielleicht was falsches in den Kaffee getan?“

Weiterführende Artikel

1)
erste Wiederholung am 23.01.1981 auf NDR/RB/SFB, sowie auf WDR und HR.
2)
laut interner Dokumentation des NDR
3)
Ausgabe 2/1983, S. 56
4)
neben Entwürfen zu den Themen „Baum, Baumstamm, Stamm, Stammbaum“, „Badewanne“, einer verworfenen Idee zu „Scheiben“, sowie „Bett“ und „Aufräumen“
5)
Wilhelm Helmrich war ein großer Fan von Opern, Operetten und klassischen Liedern.
6)
Folge 3, Seite 2