Herbert Langemann (geboren am 29. Januar 1950 in Wuppertal; gestorben am 29. November 1987 in Hamburg) war ein deutscher Schauspieler, Autor und Puppenspieler und verlieh Kasimir aus Hallo Spencer Stimme und Seele. Er spielte Kasi ab 1980 bis zu seinem Tod im Jahr 1987; die Folge 87: Kasi braucht Hilfe blieb unvollendet und wurde ihm zum Gedenken nicht fertiggestellt. Außerdem spielte Langemann den Bären Samson in 32 Episoden der Sesamstraße, die bis 1988 ausgestrahlt wurden, und leitete Puppenspiel-Lehrgänge des NDR.
Die Faszination, eine Puppe zum Leben zu erwecken, macht den schauspielerischen Reiz unserer Arbeit aus. Außerdem macht es Freude, für Kinder zu spielen, denn ein ehrlicheres Publikum findet man nicht.
(Herbert Langemann, August 19871))
In der DDR ließ sich Herbert Langemann u.a. zum Puppenspieler ausbilden. Erste berufliche Erfahrungen als Figurenspieler sammelte er in Berlin bei der ostdeutschen DFF-Kindersendung „Unser Sandmännchen“, wo er u.a. an den „Pittiplatsch und Schnatterinchen“-Kurzfilmen mitgewirkt habe. Ende der 1970er Jahre kam er in die Bundesrepublik, wo er ab 1980 die Figur Kasimir in der NDR-Serie „Hallo Spencer“ spielte. Bei einem aufwändigen einwöchigen Casting im Studio Hamburg wurde Langemann 1986 unter 60 Bewerbern u.a. von Kermit Love (von der Jim Henson Company) als Puppenspieler für die Ganzkörperfigur Samson aus der "Sesamstraße" ausgewählt und danach mehrere Wochen lang trainiert. Langemann galt als hochdisziplinierter, stets freundlicher und hilfsbereiter, professioneller Puppenspieler. Seine Kollegin Karime Vakilzadeh beschrieb ihn als ein unglaubliches „Vorbild an Disziplin“.2)
Am 29. November 1987 starb Herbert Langemann im Alter von 37 Jahren an den Folgen einer AIDS-Erkrankung.3) Nach der Diagnose („Blutkrebs“ war die Wortwahl der Versicherung) im Jahr 1986 nahmen ihn Regisseur Jan Fantl und Produktionsleiterin Inga Pudenz nach dem Casting und mehrwöchigen Training für die „Sesamstraße“ unter Vertrag, obwohl die Diagnose eine Ausfallversicherung verhinderte. Pudenz trug die Verantwortung und das Risiko u.a. auch für die Produktion der 1986er, 1987er und 1988er Dorfstaffel von „Hallo Spencer“.
Die Versicherung lehnte diese Ausfallversicherung ab und daher wollte Studio Hamburg, dass ich einen neuen, versicherbaren Samson suche. In Herbert steckten die Hoffnungen einer großen Chorus Line und 7-8 Wochen täglichen “Samson”-Trainings. Ich nahm mir eine Nacht, um darüber nachzudenken und traf mich mit Inga am nächsten Tag. Wir besprachen alle Aspekte und Inga bot mir an, das Risiko mit zu tragen, wenn ich sie beschützen würde, dass Drehausfälle aufgeholt würden. Wir gaben uns die Hand und beschlossen, Herbert nicht fallen zu lassen. Das werde ich dieser Freundin niemals vergessen. Haben Sie schon mal versucht, eine Studio-Produktionsgesellschaft zu überzeugen, ohne Ausfallversicherung zu drehen? Inga Pudenz hat das gemacht und ich habe mich zeitgleich mit Herbert getroffen. Er hat mir nach einem sehr erwachsenen Gespräch zugesagt, alle Nebeneinflüsse parallel der Dreharbeiten zu reduzieren, sich vollends auf den gewollten Samson zu konzentrieren.
(Jan Fantl, August 20154))
Bereits Anfang der 1980er Jahre war Langemann nach Hamburg gezogen, wo er seinen Lebensgefährten Knut-Wilhelm Reimers (†1994)5) kennenlernte und jährlich im Studio Hamburg für den NDR arbeitete. Seine Hamburger Jahre stellen rückblickend betrachtet den Höhepunkt seiner beruflichen Karriere dar. Ihn verbanden enge Freundschaften u.a. mit seinen langjährigen Kollegen Joachim Hall und Wilhelm Helmrich. Nach seinem Tod wurde er in Hamburg auf dem Ohlsdorfer Friedhof6) beerdigt.
Ein NDR-Sprecher nannte ihn einen „Künstler mit großer puppenspielerischer Begabung und technischer Perfektion“. Die Hilfsbereitschaft des Kasimir habe „ganz seinem Charakter“ entsprochen.
(Beschreibung aus seinem Nachruf, Dezember 19877))
In der 1979er Pilotstaffel von Hallo Spencer spielte Herbert Langemann das Lollimonster.8) Ab 1980 übernahm er die zuvor von Eva Behrmann gespielte Figur Kasimir, die er seit der Folge 6: Viele Wünsche bis zu seinem Tod spielte. Den sächsischen Dialekt des Lollimonsters griff er als Kasi in der Rolle des Herrn in der "Faust"-Inszenierung des Spencer-Teams im August 1983 auf. Im Sommer 1985 fiel er an mehreren Drehtagen aus, sodass seine Kollegin Maria Happel in zwei Folgen der 1985er Dorfstaffel vertretungsweise Kasi spielte.9) Ob der Abbruch der Dreharbeiten an den Folgen 85-87 1986 mit Langemanns Erkrankung zusammenhing, ist unbestätigt. Während die Episoden 85 und 86 im Folgejahr fertiggestellt wurden, blieb Folge 87: Kasi braucht Hilfe unvollendet. Zuletzt spielte er Kasi in der Folge 89: Wo ist Kasis Milch geblieben sowie in den ebenfalls 1987 produzierten Folgen der 1988er Dorfstaffel, bevor Martin Leßmann die Rolle ab dem Produktionsjahr 1988 übernahm.
1982 spielte Herbert Langemann den Hasen Mücke zunächst in der Reihe "Spencers Ferientipps" und im folgenden Jahr auch in dem neunteiligen Spin-Off "Achterbahn". In den Folgen 60-64 spielte er 1984 außerdem Spencers Hände.
Von seinen Spielkollegen wird Langemanns puppenspielerisches Talent als außergewöhnlich erinnert. Durch seine Arbeit für „Hallo Spencer“ setzte er sich ein Denkmal, für das er von den Spencer-Fans bis in die Gegenwart hoch angesehen wird.
Parallel zu seiner Arbeit bei „Hallo Spencer“ ging Langemann schriftstellerischen Tätigkeiten nach, leitete Puppenspiel-Lehrgänge beim NDR (u.a. gemeinsam mit Wilhelm Helmrich und Hansjörg Kindler) und wurde 1986 als Samson für eine modernisierte Neukonzeption der deutschen "Sesamstraße" von Jan Fantl und Kermit Love gecastet. Unter anderem durch das tadellose Meistern einer schwierigen „Choreografie, die übermäßig viele Rückwärtselemente und verwirrende 'orientierungslose' Bewegungen enthielt“10), konnte er sich gegen die zahlreichen Bewerber durchsetzen.
Herbert war fit und konzentriert, er war ein großartiger Puppenspieler, Kermit und ich hatten ihn zu Recht gecastet. Stellen Sie sich vor, Sie sind rundum in einem Flokati-Teppich eingesperrt, dazu einen Kopf aus ähnlichem Material auf, wo aber nicht Ihr Kopf ist. Durch die Brust sehen sie unscharf ein wenig von Ihrer Umgebung, da hat man den Flokati ein wenig dünner gemacht. Daneben ein Monitor, Seitenverkehrt, der Ihnen ein Kamerabild zeigt zur Orientierung sowie Kopfhörer und ein Mikro, zu dem Sie der Tonmeister oft mahnt, aufzupassen, damit sie nicht anstosen, rascheln oder zu Nahe kommen. Und dann haben Sie eine Hand, um mit dem Mund des Samson zu klappen und eine Hand in einem Arm. Wollen Sie beide Arme bewegen, müssen Sie einen Arm rausziehen und dann an einem Seil ziehen, damit sich beide synchron bewegen. Aber passend zum Text, den Sie nicht vergessen dürfen, während Sie das alles machen, voller guter Laune und dem Spiel, das die Rolle verlangt. Der Samson ist die maximale Anforderung an einen Schauspieler. Und Herbert hat das so gut gemacht. Als Regisseur müssen Sie alles verlangen, aber auch beschützen. Der Samson verlangte ihm alles ab. Die Kameraleute wollen eine Probe sehen im Kostüm, ich selbst wollte wissen, ob er den Weg, die Richtung, findet, also muss der Kopf drauf. Der Ton braucht es. Die Zeit läuft gegen Sie, wie viel Zeit bleibt für einen, zwei Takes? Herbert hat Pausen gemacht, wo wir ihm nur einen “Samson”-Stuhl untergeschoben haben und er im Kostüm blieb; es gab auch Momente, wo wir nichts “im Kasten” hatten und er mich um eine komplette Pause bat, um aus dem Kostüm zu kommen.
(Jan Fantl, August 201511))
Zum Jahreswechsel 1986/87 schrieb Herbert Langemann dem Regisseur, mit dem er auch an zwei „Hallo Spencer“-Folgen der 1987er Dorfstaffel arbeitete, dass er den gemeinsamen „Sesame Summer“ als die schönste Erfahrung seines beruflichen Lebens erlebt hatte.