20. Januar 2024 jannik

Eva Behrmann

Eva Behrmann, 1991. Eva Behrmann (auch bekannt als Eva Ballo; geboren 1949 in Konstanz1) am Bodensee) studierte Theaterwissenschaft in München und ist als Schauspielerin, Sängerin und Regisseurin tätig, sowie als Puppenspielerin von Lisa aus Hallo Spencer bekannt. Sie war 15 Jahre Teil des Spencer-Teams und spielte, bevor 1980 das Zwillingspaar Mona und Lisa eingeführt wurde, Kasimir in der 1979er Pilotstaffel, und später außerdem Elli Formelli in den Max-und-Molly-Folgen, sowie Susanne Sonnenschein in den Stadtfolgen.

Heute lebt sie in München, und arbeitete zuletzt u.a. am Stadttheater Ingolstadt.

Biographie

Nach dem Abitur studierte Eva Behrmann Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, außerdem nahm sie privaten Schauspiel- und Gesangsunterricht bei Peter Rieckmann in Köln und bei Janet Taylor am Acting Studio in Los Angeles. 1969 gründete sie gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Joachim Hall, der Schauspielerin Silke Klug und dem Autor Gert Heidenreich eine Künstler-Wohngemeinschaft und das Theater in der Kreide (TIK) in München. Es folgten in den 1970er Jahren die Uraufführungen mehrerer Stücke Heidenreichs, sowie Neuinszenierungen von Klassikern der dramatischen Literatur im Stil des Théâtre du Soleil von Ariane Mnouchkine. 1975 war sie im von der Hochschule für Fernsehen und Film München produzierten Spielfilm „Sieben Erzählungen aus der Vorgeschichte der Menschheit“ zu sehen; der Film wurde u.a. bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin (der Berlinale) gezeigt. 1978 hatte sie außerdem eine Rolle in dem von der ARD aufwendig produzierten Fernseh-Mehrteiler „Jauche und Levkojen“, sowie der 1980 ausgestrahlten ebenfalls mehrteiligen Fortsetzung „Nirgendwo ist Poenichen“. An der Seite von Hall als Mackie Messer spielte sie in über 200 Vorstellungen die Rolle der Frau Peachum in der TIK-Erfolgsproduktion von Brechts „Dreigroschenoper“ und stellte außerdem Königin Elisabeth in Schillers „Maria Stuart“ dar.

Nachdem sich Behrmann, Hall, Klug und Heidenreich zehn Jahre die Geschäftsführung des TIK in München teilten, verließen Hall und Heidenreich auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs mit dem Ensemble die Gruppe, um Engagements an Privat- und Stadttheaterbühnen, bzw. journalistische Tätigkeiten wahrzunehmen. Eva Behrmann blieb dem Theater in der Kreide als letztes Gründungsmitglied bis 1986 erhalten. Besonders erfolgreich war sie gemeinsam mit Matthias Hirth in den Hauptrollen einer Produktion von Sternheims „Marquise von Arcis“.2)

Sie allein hat die Fäden in der Hand, ist der Dreh- und Angelpunkt aller Geschehnisse und also auch des Stückes. Frau Behrmann meistert ihre Rolle glänzend, ist dem Publikum Bezugs- und Identifikationsfigur, gewinnt es durch ein kurzes Beiseite zu Mitverschwörern, läßt unter Hochmut und Berechnung immer wieder die liebende Frau durchscheinen, spielt ihre verletzte Eitelkeit mal aufbrausend, mal verzweifelt leise und passt ihren Tonfall immer dem jeweiligen Gegenüber an. Sie verkörpert mehr die Lust an der Rache als die Rache selbst.

(Michael Athen über Eva Behrmann in „Die Marquise von Arcis“, Dezember 19843))

Karriere bei „Hallo Spencer“

Behrmann wurde 1978 genau wie ihr damaliger Mitbewohner Achim Hall bei einem Puppenspieler-Casting im Münchner TamS-Theater, auf das sie Silke Klug aufmerksam machte (die selbst jedoch keine Rolle bekam), für die Besetzung von Hallo Spencer ausgewählt. Behrmann und Hall setzten sich gegen mehr als 200 Bewerber aus dem Raum München durch und wurden auf die Rollen von Kasimir und Spencer besetzt. Daraufhin unterrichtete und trainierte Friedrich Arndt sie in den Grundlagen des Handpuppenspiels. In den Folgen der 1979er Pilotstaffel spielte Eva Behrmann neben Kasi außerdem ersatzweise diverse Quietschbeus.

Eva Behrmann rächt sich für Klaus Wirbitzkys ironische Regie-Anweisungen, 1991.

Ab der 1980er Staffel, die nicht mehr in Hannover, sondern im Studio Hamburg produziert wurde, spielte Behrmann Monas Zwillingsschwester Lisa, die ihren ersten Auftritt in Viele Wünsche (006) hatte. Während die Besetzung für Mona bis zum Ende der Serie mehrmals wechselte, blieb Lisa ohne Unterbrechungen von Behrmann gespielt - bis die Figur 1994 aus der Serie genommen wurde. Die letzte Folge, an der Eva Behrmann mitwirkte, war Karneval in Rio (236) und wurde im Sommer 1993 im Studio Hamburg produziert. In der 1987er Max-und-Molly-Staffel spielte Behrmann außerdem die Knubbeldame Elli Formelli, die eine Vorliebe für Formen hat und in einem Leuchtturm lebt. Für die Stadtfolgen übernahm sie ab 1989 die Rolle der Susanne Sonnenschein, die in Spencers Nachbarschaft in der Stadt lebt. 1986 spielte sie außerdem in den Folgen 76 und 85 vertretungsweise den Quietschbeu Karl-Heinz.

In das Drehbuch der Folge 68: "Der Fremde" schrieb Peter Podehl mit dem Sporthaus Behrmann in der Hallerstraße eine Anspielung auf die Spielerin.

Andere Projekte (nach „Hallo Spencer“)

Bereits ab 1986 nahm Eva Behrmann Engagements an Stadt- und Staatstheatern in Ulm, Konstanz, Kiel, Klagenfurt und Wiesbaden wahr. In den 1990er Jahren war sie darüberhinaus in selbstkonzipierten Solo-Bühnenprogrammen zu sehen und u.a. auf Tourneen mit Chansonabenden, einer literarischen Kurt Schwitters-„Textcarambolage“ und einer „Hitshow der 60er Jahre“. Ab 1998 arbeitete sie als Regisseurin in Kapstadt (in Südafrika)4) und widmete sich zuletzt langjähriger Stimm- und Klangarbeit mit Jonathan Hart Makwaia aus New York. Neben der Theaterarbeit war sie außerdem als Hörspielsprecherin tätig.

Anlässlich des 25. Geburtstags von „Hallo Spencer“ (2004) trug Behrmann gemeinsam mit dem langjährigen Regisseur und Drehbuchautoren Peter Podehl ein von ihm verfassten Text in München vor. Zwischen 2018 und 2019 kehrte sie ebenfalls für Lesungen (mit musikalischen Improvisationen) nach Kapstadt zurück; in Zusammenarbeit mit ihrer Kollegin Dagmar Dekker konzipierte sie ein „Kaleidoskop aus Träumen, Texten und Musik“ sowie Gitarrenklängen des südafrikanischen Musikers Hugo Veldsman im Gespräch mit Poesie unter dem Titel „Träumen, was sonst?“.5)

Filmografie (Auswahl)

  • „Sieben Erzählungen aus der Vorgeschichte der Menschheit“6) (1975)
  • „Irene“7) (1975)
  • „Das Kinderzimmer“8) (1975)
  • „Jauche und Levkojen“ (1978)
  • "Hallo Spencer" (1979-1994)
  • „Nirgendwo ist Poenichen“ (1980)
  • „St. Pauli Landungsbrücken“ (1982)
  • „Der Andro-Jäger“ (1982)
  • „Engel auf Rädern“ (1983)
  • „Tatort“ (1988)
  • „Florian“ (1990)
  • „Die zweite Heimat“ (1992)
  • „Die Flughafenklinik“ (1996)
  • „Tatort“ (1997)

Weiterführende Artikel

1) , 5)
Quelle: thedramafactory.co.za (Stand: 16.08.2023)
2)
unter der Regie von Antje Lenkeit, 1984
3)
aus einer Pressekritik der Süddeutschen Zeitung, Quelle: michaelalthen.de
4)
Behrmann inszenierte Alan Ayckbourns „Frohe Feste“ für das Kleine Theater am Kap.
6) , 7) , 8)
produziert von der Hochschule für Film und Fernsehen München