16. August 2024 jannik

Peter Podehl

Peter Podehl, fotografiert von Gianni Fenu. Peter Leonid Podehl (geboren am 3. Januar 1922 in Berlin; gestorben am 7. Oktober 2010 in Mandela bei Rom) war ein deutscher Autor, Theater-, Film- und Fernseh-Regisseur, Moderator und Schauspieler und u.a. als langjähriger Regisseur und Drehbuchautor von Hallo Spencer bekannt. Aus seiner Schreibmaschine stammen etwa 200 Folgen, darunter die beliebtesten überhaupt. Seine Skripte und seine Regie-Tätigkeit trugen maßgebend zum Charme der NDR-Serie bei.

Podehl ist ein Dichter, er schafft wirkliche, atmende Menschen. Er ist sicher ein kommender Dramatiker, seine Dialoge sind flüssig, voll Kraft und Zartheit, sie bauen Menschen auf, sie schaffen Situationen, in denen sich Charaktere entwickeln. Gottseidank sind sie keine Typen und „Ideenträger“ - und gerade deshalb werden sie selbstvertretend und wir erkennen sie an, weil wir in ihnen unsere Wirklichkeit erkennen.

(Dr. Ottofritz Gailard über Peter Podehl, Januar 19481))

Biographie

(siehe Hauptartikel)

Der Sohn des Berliner Filmproduzenten Fritz Podehl, welcher auch als Dramaturg und Autor tätig war, besuchte die später von den Nationalsozialisten verbotene Rudolf-Steiner-Schule in Berlin und absolvierte 1940 das Abitur an einer Waldschule. Nach seinem Schauspielstudium in Berlin2) und Wien3) und ersten Tätigkeiten am Nationaltheater in Weimar nach Ende des Zweiten Weltkriegs veröffentlichte Podehl erste Komödien für die Bühne4) und war ab 1951 schließlich an mehreren Filmen der DEFA beteilligt. Nachdem er mit seiner Ehefrau, der Schauspielerin Charlotte Ulbrich, 1955 die DDR verließ und nach München zog, erdachte und setzte er verschiedene Fernsehkonzepte für BR und WDR um, sowie mehrere Märchen-Spielfilme. Im Auftrag des WDR entstanden außerdem mehrere Romanverfilmungen unter seiner Regie, in denen Thomas Schmidt (Podehls Stiefsohn, der bereits in Die Geschichte vom kleinen Muck (1953) die Titelrolle spielte) und Podehls Tochter Claudia Rollen übernahmen. Sporadisch schrieb und inszenierte er auch immer wieder noch für die Bühne, u.a. in Ingolstadt und in Aachen. Nach zahlreichen Projekten für Fernseh- und Hörfunk in den 1960er und 70er Jahren, Auftritten vor der Kamera als Moderator (zB. in „Aus dem Bücherschrank geholt“ (WDR)) und als Moderator der Radiosendung „Geschichte auf Bestellung“ (WDR) wurde er schließlich im Herbst 1979 beauftragt, Drehbücher für die NDR-Fernsehsendung Hallo Spencer zu schreiben; er hat bei etwa 180 Folgen auch Regie geführt.

Im Laufe von 13 Produktionsjahren, in denen er die Serie als Autor und Regisseur begleitete, wurde er zum Mittelpunkt des Spencer-Teams aus Puppenspielern und Mitwirkenden, das bis 1993 jährlich für mehrere Sommerwochen im Studio Hamburg zusammen arbeitete.

Peter Podehl war ohne Frage das große, große Herz, das mit uns immer geschlagen hat in dieser Produktion. (…) Wir haben die Arbeit mit Herrn Podehl - und da kannst du jeden Einzelnen fragen - geliebt. Peter Podehl haben wir wirklich geliebt. Und er hat uns auch geliebt, es war eine gegenseitige Liebe. Er liebte diesen verrückten Haufen, das hat er uns auch immer gesagt. Wir haben seine Ausstrahlung so genossen: Das war ein rundum reifer, kreativer, wunderbarer Mann. (…) Es war wirklich ein Band der Liebe, das Peter Podehl mit seinen Puppenspielern verbunden hat und mit dieser Produktion. Und das hat er auch gezeigt. Wenn man ein Foto von ihm sieht, sieht man es sofort: Der ganze Mann ist Liebe und Kreativität.

(Karime Vakilzadeh über Peter Podehl, Januar 20175))

Gast-Auftritte in "Hallo Spencer"

Peter Podehl und sein Spencer-Team, 1985. (siehe Hauptartikel)

In mehreren Folgen der Serie hatte der Regisseur und Drehbuchautor Gast-Auftritte; und zwar in Szenen, in denen man seine Stimme hörte (zB. mehrmals als Radio-Sprecher). Sein erster Cameo-Auftritt war bereits 1982, als man ihn in der Folge 28: "Poldi und der Omnibus" in einer Verkehrsdurchsage hörte. Zuletzt hört man ihn, als er 1992 in der Folge 196: "Lexi muss ran" in Spencers Studio als Herr Lhedop anrief. Podehl selbst sagte, er habe in all den Jahren nie eine der Puppen auf dem Arm gehabt.

siehe auch

Andere Projekte (nach "Hallo Spencer")

Ab 1993 veranstaltete Podehl gemeinsam mit seiner damals bereits 81-jährigen Ehefrau Charlotte eine Reihe von Leseabenden in Gemeindesälen und Privathaushalten, an denen Charlotte Zitate, einzelne Sätze und Aussagen, Prosa und Lyrik von verschiedenen Persönlichkeiten, Dichtern und Denkern las, und ihr Mann dem Publikum mehrere Hinweise aufgab und letztlich auch die Autoren verriet. Einige ihrer Lesungen wurden als Hörfassungen aufgezeichnet und ab 2016 von Claudia Podehl veröffentlicht.

Bis in die späten 1990er Jahre folgten weitere gemeinsame Lesungen und Vorträge, u.a. von Texten von Friedrich Hölderlin, Johann W. Goethe und Bearbeitungen von Peter Podehl. Später folgten unter anderem:

  • Roman-Projekte6)
  • Veranstaltung eines Spencer-Fantreffens im Theater Aachen7), gemeinsam mit den langjährigen Puppenspielern Achim Hall und Lorenz Claussen.
  • Politik- und sprachwissenschaftliche, insbesondere germanistische Gastvorträge an Universitäten in Deutschland und in Italien.
  • Lesung eines Textes, den er zum 25. Geburtstag von „Hallo Spencer“ (2004) gemeinsam mit Eva Behrmann in München vortrug8)

Bis 2007 lebte Peter Podehl in München, bevor er schließlich nach Italien auswanderte, wo er bei seiner Tochter Claudia, die als Übersetzerin arbeitete, in der Nähe von Rom lebte.

Filmographie (Auswahl)

Podehl am Set von "Lemmi und die Schmöker", 1982. (siehe Hauptartikel)

Dies ist eine Auflistung einiger Produktionen, an denen Podehl mitwirkte. Nach Fertigstellung der 1994er Runddorfstaffel von Hallo Spencer im Sommer 1993 ging er im Alter von 71 Jahren in den Ruhestand.

Kino- und Fernsehfilme

Fernsehserien

Weiterführende Artikel

1)
aus einer Pressekritik zur Uraufführung von Podehls Zwei-Personen-Stück „Kommen und Gehen“ am Nationaltheater in Weimar
2)
an der Schauspielschule des Deutschen Theaters
3)
Schauspielschule des Burgtheaters. Podehl war anschließend zwischen 1943 und 1945 Kriegssoldat.
4)
„Kommen und Gehen“ (1948, Uraufführung am Weimarer Nationaltheater) und „Familientheater“ (1949, Uraufführung am Weimarer Nationaltheater).
5)
im Interview mit Julian Schlichting
6)
Podehls offizielle Homepage (stadtroman.de) ist, wie Claudia Podehl im Januar 2013 der Lexiklopedia mitteilte, inzwischen wieder aufrufbar: stadtroman.de
7)
am 28.06.2003
8)
Aufnahme der Lesung bei joergwausw.lexiklopedia.de (ca. 51 MB)
9) , 10)
mit seinem Stiefsohn Thomas Schmidt in der Hauptrolle
11)
von und mit Friedrich Arndt
12) , 13)
Moderiert gemeinsam mit Armin Maiwald
14)
mit seiner Tochter Claudia Podehl
15)
mit seiner Tochter Claudia Podehl in einer Hauptrolle
16)
mit dem Puppenspieler Friedrich Arndt in der Titelrolle
17)
mit Puppen von Friedrich Arndt, sowie mit Horst Lateika und Podehls Enkelin Lavinia Fenu in einer Nebenrolle