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Wilhelm Helmrich

Wilhelm Helmrich mit Elvis, 1984. Wilhelm Helmrich (geboren 1957 in Osnabrück; gestorben am 24. Oktober 19911)) war ein deutscher Puppenspieler und hat sich als Elvis aus Hallo Spencer unvergesslich gespielt. Er spielte die Hauptfigur von den frühen Anfängen der Serie bis zu seinem Tod im Jahr 1991. Parallel zur langjährigen Arbeit bei Hallo Spencer war er ab 1989 auch bei der "Sesamstraße" als Spieler der Schnecke Finchen tätig und betrieb ein eigenes Figurentheater in Osnabrück.

Willi war für mich eine Offenbarung. Willi hab ich wirklich geliebt. Willi war der beste (..) Puppenspieler, den ich kenne.

(Karime Vakilzadeh über Wilhelm Helmrich, Januar 20172))

Biographie

Wilhelm Helmrich wuchs im niedersächsischen Osnabrück auf, wo er später ein Marionettentheater betrieb. 1978 war er gemeinsam mit Lothar Klose und Martina Bernsdorf einer der ersten Puppenspieler im Landesfunkhaus Hannover für die frühen Pilotfilme zu Hallo Spencer. Parallel arbeitete er von 1989 bis 1991 gemeinsam mit seinen langjährigen Kollegen Achim Hall, Friedrich Wollweber und Karime Vakilzadeh als Puppenspieler für die ebenfalls vom NDR produzierte "Sesamstraße", die nach dem Großbrand eines Kulissenlagers in Buxtehude Ende der 1980er Jahre eine umfassende Neukonzeption erfuhr.

Am 24. Oktober 1991 starb Helmrich im Alter von 34 Jahren an den Folgen einer AIDS-Erkrankung.3) Ein Jahr später widmete der Osnabrücker Literaturwissenschaftler Rolf Düsterberg einen in der „Zeitschrift für Germanistik“ erschienenen Aufsatz in memoriam Wilhelm Helmrich.4)

Karriere bei "Hallo Spencer"

Im Gegensatz zu den meisten anderen Puppenspielern bei Hallo Spencer war Helmrich nicht ursprünglich Theaterschauspieler, sondern beruflich tatsächlich als Puppenspieler in Osnabrück aktiv. Er gehörte zur ersten Urbesetzung von 1978, als eine Reihe von Pilotfilmen im Landesfunkhaus Niedersachsen gedreht wurde. Hier spielte er bereits Elvis, der ursprünglich Paul heißen sollte, sowie diverse andere Figuren, die teilweise aus dem letztendlichen Konzept gestrichen wurden. Bei den ersten Aufnahmen des von Christoph Busse komponierten "Buttermilchblues" mit Helmrich als Elvis entstand die Idee, die Figur in Anlehnung an den Sänger Elvis Presley umzubenennen. Seine Kollegen Lothar Klose und Martina Bernsdorf waren bereits bei der "Sesamstraße" für den NDR tätig und konzentrierten sich nach dem Pilotdreh auf diese Arbeit, während Helmrich dem Spencer-Team erhalten blieb. 1979 lernte er u.a. langjährige Kollegen wie Joachim Hall, Eva Behrmann und Herbert Langemann kennen und es entstanden ebenso langjährige Freundschaften. Ein Großteil der Besetzung stand nach einem Casting am Münchner TamS Theater fest, Langemann war jedoch ebenso wie Helmrich kein ausgebildeter Schauspieler, sondern ein erfahrener Puppenspieler.

Herbert Langemann und Wilhelm Helmrich (unter dem Eisenbahnwagen) mit Regisseur Peter Podehl, 1984.

Wilhelm Helmrich erweckte den vielseitigen Charakter von Elvis mit grenzenloser Spielfreude und mit minutiösem Gespür für Timing, Komik und Gefühl zum Leben. In den ersten Staffeln sprach er ihn noch mit verhältnismäßig tiefer Stimme, im Laufe der späteren Folgen bekam Elvis dann eine immer höhere Stimme. Helmrich spielte die Figur von der ersten Episode bis zur Folge 187 (sowie in den Spin-Offs "Spencers Ferientipps" und "Achterbahn") in einem Zeitraum von über 12 Jahren. Ab der 1992er Dorfstaffel übernahm Helmrichs Kollege Matthias Hirth die Rolle.

1983 spielte Helmrich in der neunteiligen Reihe "Achterbahn" neben Elvis den Negativcharakter Kalle Akademix, den er ebenfalls bei seinem Comeback in der 1987er Max-und-Molly-Staffel spielte. Außerdem spielte er in den Max-und-Molly-Folgen bereits seit 1984 den hyperaktiven Knubbel Hampelix und ersatzweise Poldi in der Folge 62: Max und Molly und die Buchstaben. In der Folge 75: Ferienzeit übernahm Helmrich 1986 die Episoden-Hauptrolle des Dorfbesuchers Egidius Soltanelle.5) In den Stadtfolgen spielte er diverse Stadtbewohner sowie Elvis' Vetter Elmar.
In der 1980er und der 1981er Dorfstaffel spielte er außerdem mehrmals den schwarzen Unhold Nero6) sowie vertretungsweise den Quietschbeu Karl-Otto in Folge 15: Silvester. Bei der Aufnahme des Dorfplan-Liedes aus Folge 36: Im Traumexpress vertrat Helmrich Lorenz Claussen als Karl-Gustav.

Bei einem Casting im Studio Hamburg wählte u.a. Wilhelm Helmrich 1988 die junge Schauspielerin Andrea Bongers unter 70 Bewerbern aus, um die Episodenhauptrolle der Kugelrunden Kugelgunde zu spielen.7)

Um 1990 besuchte er u.a. gemeinsam mit seinem Hallo Spencer- und Sesamstraßen-Kollegen Joachim Hall die Dreharbeiten der amerikanischen „Sesame Street“ in New York.

Willi Helmrich spielte auch in Drehpausen gerne seine Elvis-Puppe weiter oder wenn aufgrund technischer Probleme eine Stellprobe abgebrochen wurde und Regisseur Klaus Wirbitzky die mobile Einsatzgruppe aus der Technik-Abteilung vom Studio Hamburg rufen musste, wie es zB. 1988 beim Dreh der Folge 120: Eine Million für MONA LISA der Fall war, als es ein Problem mit einem der im Bild sichtbaren Monitore aus Spencers Studio gab. Der Magnetband-Mitschnitt von Elvis' Interaktionen mit den Technikern wurde im Dezember 2019 auf dem YouTube-Kanal SpencerTV veröffentlicht.8) Helmrich sorgte mit Elvis auf dem Arm in jeder (auch schwierigen oder anstrengenden) Situation hinter den Kulissen für gute Stimmung. Winfried Debertin beschrieb den Puppenspieler als „immer (..) zu Späßen aufgelegt“ und dass er es vermochte, „alles, was er gerade so dachte, in seine Spielerhand zu legen“.9) Außerdem brachte Wilhelm Helmrich zahlreiche Spielangebote, Improvisationen und Spontaneinfälle ein, wichtig war ihm der Austausch und kreative Dialog mit der Regie, neben Wirbitzky insbesondere mit Peter Podehl (von Helmrich u.a. liebevoll "Herr Podeeehel" genannt).10)

Wilhelm Helmrich, 1984. Helmrich mit Elvis, 1989.

Weiterführende Artikel

1)
Quelle: abendblatt.de (Stand: 08.05.2022)
2)
im Interview mit Julian Schlichting
3)
Vgl. Podehl, Peter: Deutsch lernen wie die kleinen Kinder. 2015 veröffentlicht auf peterpodehl.com (Stand: 30.04.2022)
4)
Vgl. Düsterberg, Rolf: Probleme der Kriegsliteraturforschung. Lösungsansätze mit Hilfe einer kognitiv-empirischen Literaturwissenschaft. In: Zeitschrift für Germanistik. Neue Folge (1992) II, H. 1, S. 98.
5)
Die Figur wurde nur in dieser Folge nicht von ihrem eigentlichen Puppenspieler Lorenz Claussen gespielt.
6)
Folge 12, 1980; Folgen 19 und 22, 1981.
7)
Quelle: Andrea Bongers im Interview mit Julian Schlichting, 21.03.2013 (veröffentlicht auf sesamstrassen-fanclub.de (Stand: 30.04.2022) )
9)
Quelle: youtube.com (Stand: 30.04.2022)
10)
Erinnerungen der anderen Puppenspieler an Peter Podehl und an Wilhelm Helmrich sammelte seine Podehl Tochter Claudia auf peterpodehl.com.