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Bananobil

Das Bananobil, illustriert von Johannes Saurer 1987. Das Bananobil (eine „Kombination aus den Worten Automobil und Banane1)) ist das bananenförmige Gefährt von Max und Molly. Mit ihm bereisen der Pinguin und das Känguru reale Orte außerhalb des Runddorfs, sowie die Insel der Knubbels, von denen sie die übergroße Banane einst geschenkt bekamen.2) Das vielseitige Gefährt, welches sich „zu Wasser, zu Lande und in der Luft“3) fortbewegen kann, wird in einem Lied der Folge 152 als „gelb und groß und lang“, sowie als „elegant und schlank“ beschrieben. Im Gegensatz dazu hat die 10 Meter lange, 3,90 Meter hohe und 2,80 Meter breite4) fahr-, flug- und schwimmfähige Banane in den Folgen der 1984er und 1987er Max-und-Molly-Staffel jedoch eher eine behäbige und etwas schwerfällige Wirkung:

Die übertriebene audiovisuelle Einführung des Banamobils [sic!], das letztlich lediglich im Schritttempo durch die Peripherie zuckelt, blieb offensichtlich nicht auf die erste Max-und-Molly-Folge beschränkt, sondern findet hier seine Wiederholung, erneut unter sinnbefreiter Zuhilfenahme des „Senso“-Gamepads aus den 1970ern, das aus Sicht des Drehteams anscheinend noch immer einen gewissen Futurismus ausstrahlte…

(buxtebrawler über das Bananobil in der Online-Filmdatenbank, März 2020)

Ausstattung

Das „erste und einzige Bananobil der Welt“ ist mit vier großen Autoreifen, Scheinwerfern, sowie mit einer eingebauten Fahrerkabine ausgestattet, in welcher mehrere Personen gleichzeitig Platz finden können. Eine weitere etwas kleinere, aber dennoch überdimensionale Banane ist im Fahrzeug als umgebauter Fernsprechapparat integriert und verfügt über einen kleinen Bildschirm, einer Tastatur, einer Kamera, sowie Mikrofon und Lautsprecher. Mit diesem bananenförmigen Fernsprecher kommunizieren Max und Molly mit Spencer und Elvis im Studio. Der Sinn hinter der Bedienung einer ebenfalls eingebauten Steuerung des Elektronikspiels Senso, welches 1978 bei der Firma Milton Bradley veröffentlicht wurde, erschließt sich jedoch nicht.

In den Max-und-Molly-Folgen von 1987 wird die „unerreichte“ Riesenbanane in einem Hangar, der von dem Känguru und dem Pinguin außerdem wohnlich eingerichtet worden ist, gewartet und untergebracht. In den drei Folgen der ersten Max-und-Molly-Staffel hingegen wird das Bananobil gelegentlich in Spencers Studio geparkt.

Hintergründe

Unter Protzikowskys Anleitung wird das Bananobil von den Knubbels gebaut, 1987. Das pazifische Inselvolk der Knubbels, von Dr. Eugen Brosig als „fleißige Heinzelmännchen von der Insel“ bezeichnet, habe laut Brosig ihre „jahrelang gehegte einzige Chance, die Insel gemeinsam verlassen zu können“, für Max und Molly aufgegeben: Sie ernteten eine über viele Jahre gewachsene und gepflegte, überreife Riesenbanane, die sie unter der Anleitung von Protzikowsky entsprechend umbauten.5) Seither bewegt sich das von Max und Molly geführte Bananobil durch die Welt und wird angetrieben von einer zauberhaften „Kraft, die sich selbst erhält“.6) In der späteren Zeichentrickverfilmung von 1995 ist die Hintergrundgeschichte des Bananobils wesentlich anders: Dort strandete eine leuchtende, begehbare Banane, die von einem anderen Planeten stammt, infolge eines Erdbebens auf der Knubbelinsel. Ihre unerschöpfliche Energie bezieht das Bananobil hier von einem Kristall. Das Geheimnis einer solchen Energiequelle, sowie die Einführung eines mysteriösen Ortes namens Banania (möglicherweise eine Anspielung an die fiktive Vulkaninsel Vulcania) könnten von dem französischen Science-Fiction-Autor Jules Verne bzw. der Disney-Verfilmung seines Romans „20.000 Meilen unter dem Meer“ aus dem Jahr 1954 inspiriert sein.

Erfunden wurde das universelle Fortbewegungsmittel von Winfried Debertin, nach dessen Idee es Ende 1983 schließlich u.a. von einem Schiffsbauingenieur angefertigt wurde. Als Basis diente das umgebaute Führerhaus eines zwischen 1981 und 1983 gebauten Mercedes-Benz MB 100, um welches herum man die Form der riesigen Banane mit geschweißten Rohrteilen gestrakt hatte. Der gestrakte Bananenkörper wurde anschließend mit biegsamen Holz beplankt, sowie mit Glasfaser und Glasfaserverstärktem Kunststoff verkleidet. Schließlich wurde das 10 Meter lange Vehikel gelb lackiert und elektrostatisch beflockt.7) Am Bau war der Puppenbauer und -techniker, sowie Debertins langjähriger Mitarbeiter Bernhard Schmidt beteiligt. Es gibt außerdem zahlreiche Illustrationen des Bananobils von Johannes Saurer.

Geschaffen und gebaut wie ein Schiff, in der Hoffnung, dass immer dann, wenn ein Kind mit einer Banane spielt, es an die Abenteuer von „Max“ und „Molly“, den beiden großen Puppen, denkt - oder ganz neue hinzuerfindet!

(Winfried Debertin über die Erfindung des Bananobils, 19878))

In der Nacht vom 6. auf den 7. September 1988 wurde das Bananobil beim Großbrand einer Lagerhalle des NDR in Buxtehude ebenso wie zahlreiche Dekorationen, Requisiten und der Kostümfundus der Sesamstraße zerstört.9) Es gab außerdem einen Nachbau, welcher jedoch nie zum Einsatz kam und dessen Reste sich zuletzt auf dem Gelände der ehemaligen Produktionsfirma Penta TV in Wohlesbostel bei Hollenstedt10) befanden.

Um das umgebaute Führerhaus eines Nutzfahrzeugs wurde die Bananenform mit geschweißten Rohrteilen gestrakt, Dezember 1983. Anschließende Beplankung mit biegsamen Holz, Dezember 1983.

Auftritte des Bananobils

Das Bananobil in der Buxtehuder Altstadt, 1984. In insgesamt 11 regulären Folgen von Hallo Spencer kam das Bananobil vor, zum ersten Mal tauchte es in Folge 60: "Max und Molly und die Sonne" von 1984 auf. Für diese Episode wurden Außenaufnahmen mit der übergroßen Banane in Berchtesgaden und Umgebung, sowie im Skigebiet Rossfeld an der deutsch-österreichischen Grenze gedreht. In den Folgen 61 und 62 war es an der Ostsee am Timmendorfer Strand11), sowie in Buxtehude12) unterwegs. Für die 1987er Max-und-Molly-Folgen produzierte man Außenaufnahmen mit dem Bananobil ausschließlich in und um Hamburg. Für Flugszenen verwendete man unterschiedlich große Modelle und arbeitete mit Greenscreen im Studio.

Ein letztes Mal war das gelbe Gefährt in der Stadtfolge Aus dem Urlaub zurück (152) von 1990 zu sehen, allerdings nur in zusammengeschnittenen Rückblicken auf die Max-und-Molly-Folgen. Es bekam hier jedoch mit "Ba Ba Ba Bananobil" einen eigenen Song gewidmet.

Innerhalb der ab 1995 erstausgestrahlten Zeichentrickserie Die Abenteuer von Max und Molly spielt das Bananobil seit der dritten Folge „Der Energiekristall“ eine tragende Rolle.

Weiterführende Artikel

2) , 5)
Folge 88, 1987.
4)
Vgl. Debertin, Winfried: Der „Stoff“, aus dem die Träume sind!, in: Hallo Spencer. Puppengeschichten für kleine Kinder. „Programm Extra“ im Pressedienst Erstes Deutsches Fernsehen / ARD 27/87, NDR 1987, S.4.
6)
Folge 152, 1990.
7)
Zwischen dem 4. und 6.12.2019 veröffentlichte Debertin kommentierte Fotografien, welche verschiedene Bauphasen des Bananobils dokumentieren, im Rahmen des Hallo Spencer Adventskalender bei Facebook.
8)
Debertin, Winfried: Der „Stoff“, aus dem die Träume sind!, in: Hallo Spencer. Puppengeschichten für kleine Kinder. „Programm Extra“ im Pressedienst Erstes Deutsches Fernsehen / ARD 27/87, NDR 1987, S.4.
9)
Vgl.: Hilfe! Die „Sesamstraße“ brennt! Brand in NDR-Lagerhalle. Wertvolle Bestände vernichtet, in: Hamburger Morgenpost, 08.09.1988, S. 38-39.
10)
im Landkreis Harburg
11)
im Landkreis Ostholstein
12)
im Landkreis Stade