Hallo Spencer - Der Film ist ein Fernsehfilm des ZDF, der auf der Serie Hallo Spencer, sowie auf biographischen Motiven von Winfried Debertin und Angelika Paetow basiert. Am 18. Mai 2024 wurde der Film erstmals mit dem Untertitel „Eine wahre Geschichte nach der fantastischen Welt von Winfried Debertin“ auf Social Media beworben.1)
Einige Jahre nach dem Dreh der letzten klassischen Runddorf-Folgen wird ein Sommer(nachts)traum wahr: Die Dorfbewohner drehen wieder für das Fernsehen, denn, was viele nicht wussten: sie sind noch da.
(Lexiklopedia, Mai 2024)
(siehe Hauptartikel)
Jakob Sesam ist der einstmals erfolgreiche Macher der Kinderfernsehserie HALLO SPENCER. Er lebt zwanzig Jahre nach der letzten Folge mit seinen Puppen in einer verfallenen Diskothek. Nun droht auch diese letzte Zuflucht der Puppen Spencer, Elvis, Lulu & Co zu verschwinden. Sesam und seinen Puppen bleibt nur noch eine Chance. Sie müssen schnell 10 Millionen auftreiben, um die Abrissbagger zu stoppen, und beschließen: Wir machen einen Film!
(Filmfest München, Mai 2024)
Jakob Sesam, einstmals erfolgreicher Erfinder und das Mastermind hinter den Spencer-Geschichten, lebt und arbeitet zwanzig Jahre später in einer alten Disco. Liebevoll kümmert sich Sesam um seine Puppen, tritt mal hier, mal da, mit ihnen bei Kindergeburtstagen auf.
Alles könnte so schön sein, wäre da nicht Peggy, die Besitzerin der alten Disco, die Jakob eigentlich noch nie richtig riechen konnte. Peggy hat ein Angebot für ebenjenes Grundstück, das sie unmöglich abschlagen kann: Disco weg, Altenheim drauf, Millionengewinn. Dafür muss natürlich Jakob Sesam raus, und die Puppen müssen weg.
Gemeinsam mit seiner langjährigen Freundin Luise schmiedet Jakob einen Plan. Sie müssen zehn Millionen auftreiben, um die Abrissbagger zu stoppen, und beschließen: Wir machen einen Film.
Text: ZDF - Länge: 86'
Jakob Sesam | Rainer Bock |
Luise | Margarita Broich |
Peggy | Victoria Trauttmansdorff |
Wolf Bosch | Achim Hall |
Magnus Wilde | Jens Harzer |
Jette Wilde | Marina Galic |
Ilknur | Aybi Era |
Friedrich | Hendrik von Bültzingslöwen |
Blauer Arbeiter | Jan Böhmermann |
Orangener Arbeiter | Carsten Meyer |
Dirk von Lowtzow | Dirk von Lowtzow |
Luise (jung) | Mira Wickert |
Jakob (jung) | Moritz Bock |
Heiko | Alexander Wipprecht |
Spencer | Achim Hall, Benno Lehmann (assistiert von Klaus Naeve) |
Poldi | Friedrich Wollweber |
Kasi | Martin Leßmann |
Elvis | Eike Schmidt |
Lulu | Susi Claus |
Nepomuk | Andreas Förster |
Galaktika | Andrea Bongers |
Zusätzliches Puppenspiel | Friedrich Wollweber, Maik Evers, Andrea Bongers, Klaus Naeve, Winfried Debertin, Henning Plückebaum, Jannik Graf |
Buch | Jan Böhmermann, Elias Hauck, Tim Wolff |
Regie | Timo Schierhorn |
Bildgestaltung | Jutta Pohlmann |
Ton | Thomas Thutewohl |
Szenenbild | Vicky von Minckwitz |
Montage | Nikolai Hartmann |
Musik | Albrecht Schrader |
Produktion | Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld GmbH mit Studio Zentral |
Redaktion | Lucia Haslauer |
Allgemeines | 86 Minuten, 4K, Arri Amira, Arri Alexa |
Durch den Gastauftritt von Elvis in der 32. ZDF Magazin-Episode „Wie Cancel Culture die Axel Springer SE kaputt macht!“ kam 2021 der Kontakt zwischen Jan Böhmermann und Winfried Debertin zustande. Nach einer Besichtigung der originalen Kulissen in der ehemaligen Diskothek MicMac im niedersächsischen Landkreis Harburg, entwickelte Böhmermann u.a. zusammen mit dem Musikvideo-Regisseur Timo Schierhorn zunächst die Idee einer Mockumentary-Verfilmung basierend auf biographischen Motiven Debertins6), welche sie schließlich zugunsten der Konzeption eines Fernsehfilms verwarfen. Bereits drei Jahre zuvor kündigte Debertin an, eine Kinoverfilmung von „Hallo Spencer“ durch Crowdfunding finanzieren zu wollen, welche jedoch nicht realisiert werden konnte.7)
Alles begann, als Tim Wolff und ich vor drei Jahren Winfried Debertin, den Erfinder von „Hallo Spencer“ im ZDF Magazin Royale kennenlernten. Winfrieds größter Traum war es, einen Hallo-Spencer-Film zu machen und wir fanden auch, dass das eine tolle Idee ist! […] Dann haben Julia Michel, Elias Hauck, Tim und ich Winfried in in Moisburg bei Hamburg besucht. In der alten Diskothek „MicMac“ hatte Winfried alle Kulissen, Unterlagen, Sendebänder, Drehbücher und viele Requisiten und Puppen gelagert - die Disco sollte aber abgerissen werden! Alles sollte weggeschmissen werden! Und alle Kulissen waren kaputt! Hilfe! Dann haben wir uns mit Timo Schierhorn in Hamburg getroffen und ihm von Spencer, Winfried und dem schrecklichen Schicksal von Hallo Spencer erzählt! Und Timo hat dann Jutta Pohlmann davon erzählt und vielen anderen und so sind wir eine große Gruppe geworden und gemeinsam haben wir dann beschlossen, dass wir diese Geschichte erzählen und Hallo Spencer retten müssen! Und mit Winfrieds Hilfe haben wir dann die alte Bande zusammengetrommelt und den Film gemacht.
(Jan Böhmermann, Juli 2024)8)
Die erste Fassung des Drehbuchs von Böhmermann, Tim Wolff und Elias Hauck entstand im Juni 2023 mit dem Arbeitstitel Spencer Comeback - Die wahre unwahre Geschichte von „Hallo Spencer“. Unter dem späteren Arbeitstitel „Sesam“ wurde der Fernsehfilm schließlich von September bis Oktober 2023 hauptsächlich in Hamburg gedreht. Als Puppenspieler konnten u.a. Frieder Wollweber, Martin Leßmann, Klaus Naeve und Andrea Bongers gewonnen werden. Achim Hall wirkte als Synchronsprecher von Spencer, sowie als Darsteller der Rolle Wolf Bosch mit.
Rainer Bock […] hat dann quasi die fiktionalisierte Version von Winfried Debertin gespielt. Und das Lustige war dann, da hatten wir so Drehtage, wo Rainer Bock und Winfried Debertin am Set gemeinsam standen und der eine spielte den anderen. Und das hat sich so gegenseitig befruchtet.
(Jan Böhmermann über die Dreharbeiten von „Hallo Spencer - Der Film“, Juli 20249))
Am 7. Mai 2024 gaben Schierhorn und der offizielle Instagram-Account hallospencer_derfilm erstmals die Veröffentlichung des Films bekannt, sowie seine Premiere auf dem Filmfest München, auf dessen Website kurz darauf auch die Nominierung in der Kategorie Neues Deutsches Fernsehen bekanntgegeben wurde. Ein Tag später wurde die Beteiligung von Jutta Pohlmann, Nikolai Hartmann und der Hauptdarsteller Rainer Bock, Margarita Broich, Victoria Trauttmansdorff, Jens Harzer, Marina Galic und Achim Hall ebenfalls über Instagram bekanntgegeben.10)
Auf jeden Fall sind es alles Menschen, die an diesem Film beteiligt sind, die ganz tief verbunden sind mit dieser Welt von „Hallo Spencer“ und die nur warme Gefühle hegen für diese Puppenwelt von Winfried Debertin.
(Jan Böhmermann, Mai 202411))
Uraufgeführt wurde „Hallo Spencer - Der Film“ am 2. Juli 202412) im Rahmen des Filmfest München. Die Erstausstrahlung im ZDF ist für Dezember 2024 geplant.13) Im Vorfeld der Veröffentlichung wurden am 13. Mai ein Plakatmotiv und ein erster Trailer auf Instagram bzw. YouTube präsentiert.14)
Bei der Premiere liefen diese Puppen überall rum, gemischt mit Journalist*innen und Leuten, die irgendwie das Glück hatten, 'ne Premierenkarte zu bekommen, […] erstmal ein ganz tolles Kino, das ASTOR Kino in München, sowieso ein wunderschönes Kino, ein riesiger Saal. Und dann sind wir am Ende alle auf die Bühne gelaufen. Ich hab [..] als Gag, die Rede, die es am Ende des Films gibt, von Rainer Bock, also von Jakob Sesam, […] ich hab quasi die Rede im Wortlaut gehalten.
(Jan Böhmermann, Juli 202415))
Am Ende seiner Rede vor der Filmaufführung variierte Böhmermann die Filmrede der Schlussszene: „Zu guter Letzt, Danke an die Frau, ohne deren Mithilfe wir alle nicht hier wären, und ohne die wir doch heute sein müssen. Angelika Paetow.“
Bei einer zweiten Vorstellung am 6. Juli würdigte Martin Leßmann im Rahmen des Festivals und einer Gesprächsrunde mit Regisseur Timo Schierhorn im Anschluss an die Filmvorführung außerdem das Leben und Wirken von Peter Podehl:
Kasi hat mich gebeten […] noch eine Person zu erwähnen, die ja „Hallo Spencer“ besonders geprägt hat. Der Mann, der all die Geschichten für uns geschrieben hat damals, und [..] mit uns auch, wie Kasi sagen würde: eingeübt im Studio und im „Hallo Spencer“-Dorf. Das war der Mann des Kinderfernsehens damals und bis in die 90er Jahre, der hier auch lange in München gelebt hat, nämlich Peter Podehl.
(Martin Leßmann, Juli 202416))
Nach seiner Premiere erhielt der Film gemischte Kritiken. Ferdinand Meyen bezeichnete Hallo Spencer - Der Film als „Mediensatire und eine Abrechnung mit alldenjenigen [..], die Kunst und Kreativität kapitalisieren wollen“ und besprach ihn grundsätzlich wohlwollend für den BR im Hörfunkprogramm Bayern 2. Schierhorns Spielfilmdebüt sei eine revolutionäre Antwort auf die Frage, bis zu welchem Grad man Kunst, Nostalgie und Lebenswerke vermarkten und ausschlachten könne.17)
Die Süddeutsche Zeitung rezensierte den Film als „sentimentales Innehalten vor den Erinnerungen der Kindheit, die wir für verloren halten, aber nicht loslassen wollen“ und als Plädoyer für die Kraft dieser Erinnerungen:
Minutenlange Nahaufnahmen von Rainer Bocks melancholischem Gesicht zu melancholischer Musik sind zwar unbedingt sehenswerter als vieles, was sonst so im Fernsehen kommt, aber so richtig zündet die Geschichte nicht. Das Tempo bleibt gedrosselt, die Jagd auf die 10 Millionen ist ein gemütliches Umschauen nach 10 Millionen, die Jakob Sesam natürlich nicht findet. Seine Idee, selbst einen Spencer-Film zu machen, gelingt nicht auf Anhieb. […] Ein Film, der seine eigene Entstehungsgeschichte gleich mit reflektiert. Die grandiosen Puppen […] bleiben haarige Randfiguren ohne echte Momente, was schade ist. Dann taucht noch Tocotronic-Frontmann Dirk von Lowtzow auf und singt einen - was sonst - melancholischen Song.
(Christiane Lutz über „Hallo Spencer - Der Film“, Juli 202418))
Der Film sei am besten „an den Stellen, an denen er eine Mediensatire ist“, urteilt die Pressekritik der SZ, und wirke außerdem „wie ein Warm-up, wie das Prequel zum eigentlichen Spencer-Revival-Film“. Fabian Hebestreit kritisierte in seiner Rezension für das Portal für Figurentheater und Puppenspielkunst Fidena hingegen, die Verfilmung ignoriere alles, was die Originalserie als ihre Vorlage ausgemacht habe - von deren ursprünglicher Ensembleleistung sei „leider nichts mehr zu spüren“. Die im Abspann eingeblendeten Archivaufnahmen würden verdeutlichen, was mit dem Ansatz der Entstehungsgeschichte von Hallo Spencer um Winfried Debertin und Angelika Paetow alles möglich gewesen wäre.19)
„Es ist kein Film für Leute, die wollen, dass Spencer weitergeht, sondern ein Erklärungsversuch, warum Spencer aufgehört hat“, sagt Jan Böhmermann, der mit Elias Hauck und Tim Wolff das Drehbuch geschrieben hat. Beim Ansehen stellt sich allerdings die Frage, für wen der Film denn dann gedreht wurde. Für Kinder ist er gänzlich ungeeignet, und für alle, die sich nicht an „Hallo Spencer“ erinnern, ist er uninteressant. […] Der [Film] hält sich nicht einmal an seine eigenen Regeln; als das Ehepaar [Wilde] die Puppen nach Berlin entführt und ihnen ein modernes Make-Over verpasst, interagieren sie für ein paar Minuten auf einmal mit anderen Menschen. […] Das Paar stellt in dieser Szene zynisch fest, dass man zwar „die Puppen aus den 80ern holen kann, aber nicht die 80er aus den Puppen“. Das stimmt natürlich nicht, die Sesamstraße hat nie an Popularität verloren und die Muppets und die Fraggles werden ständig neu aufgelegt. Aber nach diesem Film wünscht man sich, dass zumindest „Hallo Spencer“ eine Kindheitserinnerung aus den 80ern geblieben wäre.
(Fabian Hebestreit über „Hallo Spencer - Der Film“, Juli 2024)