22. Juni 2024 wf203

Die Sendung mit der Maus

Lach- und Sachgeschichten. „Die Sendung mit der Maus“ (auch bekannt als „Lach- und Sachgeschichten“) ist eine seit 1971 vom Westdeutschen Rundfunk produzierte Wissens- und Unterhaltungssendung für Kinder und gilt als die erfolgreichste ihrer Art. Seit ihrer Erstausstrahlung vor über 50 Jahren wird die Reihe am Sonntagvormittag in der ARD gesendet. Zu den Erfindern der beliebten Serie gehört u.a. der Autor, Regisseur und Produzent Armin Maiwald, der seit 1976 auch als Moderator auftritt.

Die Kindersendung wurde mit über 90 nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Adolf-Grimme-Preis.

Konzept der Serie

Die Sendung mit der Maus besteht aus drei voneinander abgetrennten Grundelementen:

  • Die Sachgeschichten sollen Wissen vermitteln.
  • Die Lachgeschichten dienen der Unterhaltung und dem Nachdenken.
  • Die animierten Maus-Spots fungieren dazwischen als Trennelemente.

Im Vorspann werden die Themen der jeweiligen Sendung vorgestellt. Dies geschieht zuerst auf Deutsch, danach in einer Fremdsprache. Die Titelmusik dazu wurde von Hans Posegga komponiert und die deutschsprachigen Ansage-Texte sprach von 1971 bis Oktober 2021 Günter Dybus, seine Nachfolgerin ist Annette Frier. Inzwischen sind Sach- und Lachgeschichten sowie Maus-Spots fast immer auch thematisch verbunden.

Hintergrund

Die Maus war von Anfang an eine Geschichte der Provokation. Es begann mit der berühmten „Verschwörung“ der ersten Stunde, an der Gert K. Müntefering, Siegfried Mohrhof, Monika Paetow, Armin Maiwald und, soweit ich weiß, auch Friedrich Streich teilgenommen haben und in der es darum ging - zu einer Zeit, in der Kindern unter sechs Jahren der Kinobesuch verboten war - ein ganz spezielles Fernsehen für diese Altersgruppe zu entwickeln. Die erste Provokation bestand darin, dass man Ende der 1960er-Jahre, mitten in „revolutionären“ Zeiten also, beim WDR ein Kleinkinderprogramm nach dem Grundmuster des ZDF-Werbefernsehens entwickeln wollte. Denn die kleineren Kindern ließen sich von Politikern oder Wissenschaftlern das Fernsehen nicht verbieten, sie sahen fern, ob sie nun durften oder nicht, und am liebsten: Werbung! Im Grunde ist die Sendung mit der Maus nichts weiter als eine unkommerzielle Variante der Mainzelmännchen: Die Mainzelmännchen sind die Maus, als Zwischenteile und gleichzeitige Verbindung zwischen den Werbebotschaften, nur dass die Maus in ihren Spots darüber hinaus eine eigene Geschichte erzählt. Aus den kommerziellen Werbespots wurden die Lach- und Sachgeschichten.

(Dieter Saldecki, 20031) )

Die Leiter des WDR-Kinder- und Familienprogramms Gert K. Müntefering und Siegfried Mohrhof entwickelten mit der jungen WDR-Redakteurin Monika Paetow und dem freien Kölner Produzenten Armin Maiwald um 1970 die Lach- und Sachgeschichten für Fernsehanfänger: Maiwald produzierte dazu Sachfilme, die ohne Worte auskamen, und die Designerin Isolde Schmitt-Menzel entwarf die Figur der Maus für die Lachgeschichten. Das Redaktionsteam aus Müntefering, Mohrhof und Paetow beschloss diese Figur als Vorlage für kurze Trickfilm-Spots heranzuziehen, die der Schweizer Trickfilmzeichner Friedrich Streich animierte. Die Erstausstrahlung erfolgte am 7. März 1971 in der ARD.2)

Als die Maus zum ersten Mal auf Sendung ging, gab es einen regelrechten Boom der neuentwickelten Programme für die Jüngsten. Insbesondere als in den USA die Sesamstraße auf der Bildfläche erschien und von Fernsehpreis zu Fernsehpreis eilte, bis sie auch in der Bundesrepublik heiß diskutiert wurde und zu „Glaubenskriegen“ zwischen den Süd- und Nordstaaten der ARD führte, war plötzlich auch für die Fernsehanfänger in Deutschland mehr Geld da. Man wollte hinter dem großen Fernsehbruder USA nicht zurückstehen.

(Dieter Saldecki, 20033) )

Die ersten Folgen standen unter heftiger Kritik seitens der Pädagogen, die „empört über dieses schreckliche Attentat auf die zarten Kinderseelen“4) gewesen seien, da in der Sendung Sachkurzfilme ohne Kommentar und teilweise auch rückwärts gezeigt und erzählt wurden. Kritik habe es auch unter den verschiedenen Rundfunkanstalten der ARD gegeben, da jede der öffentlich-rechtlichen Kindersendungen andere Wertvorstellungen und Erzählmuster vertraten; in direkter Konkurrenz als neues Programm für Kleinkinder stand zB. die frisch vom NDR importierte Sesamstraße. Seit Januar 1972 läuft die Sendung mit der Maus unter ihrem heutigen Namen, den Müntefering erfand. Die heutige Form des Vorspanns entwickelte sich bereits in den Anfangsjahren, so wirkte 1972 auch bereits Günter Dybus darin als Sprecher mit und ein Jahr später wurde der zusätzliche fremdsprachige Vorspann eingeführt. Mit einer Reihe aus Einspielerfilmen unter dem Titel Peter und Atze hatte außerdem Peter Lustig in den 1970er Jahren seinen ersten Fernsehauftritt. Im Laufe der Jahre entwarf Friedrich Streich weitere Trickfiguren, die in den Maus-Spots auftraten, wie den blauen Elefanten und die gelbe Ente.

Als Produzent und später auch Kommentator der Sachgeschichten setzte Armin Maiwald seine markante Stimme und seine Form der Recherche als bewusstes Stilmittel ein, was erneut eine Idee von Chefredakteur Müntefering war. Dies prägt die Sendung genau wie jene von Maiwald produzierten Sachfilme, in denen Christoph Biemann seit den 1980er Jahren als Akteur auftritt, und die von Elke Heidenreich, WDR-Redakteur Dieter Saldecki und der Sprecherin Evi Seibert kommentiert wurden und werden, bis heute maßgeblich.

1991 und 1996 wurden zwei Jubiläumssendungen produziert und im Mai 2005 wurde die Aktion Frag doch mal…„ gestartet, aus der sich die erfolgreiche ARD-Quizshow „Frag doch mal die Maus!“ entwickelte. Am 5. April 2015 wurde die 2000. Ausgabe der Sendung mit der Maus mit einem Osterspecial ausgestrahlt.5) Anlässlich des 80. Geburtstages von Armin Maiwald suchte dieser seine persönlichen Lieblingsbeiträge für die Ausgabe am 26. Januar 2020 aus. Im darauffolgenden Jahr erschienen die Jubiläumssendungen „Frag doch mal die Maus – Die große Geburtstagsshow“ und „Die Geburtstagssendung mit der Maus – Hallo Zukunft“.6)

Rezeption und Auszeichnungen

Armin Maiwald, 1997. Der WDR berichtete 2008, dass das Durchschnittsalter der Zuschauer bei etwa 40 Jahren läge, obwohl das Zielpublikum Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter sind. Auch bei Eltern und Großeltern ist die Sendung mit der Maus populär. Sie wurde national und international vielfach ausgezeichnet und läuft inzwischen in fast 100 Ländern, womit sie als eine der erfolgreichsten deutschen Fernsehproduktionen überhaupt gilt.

Unter anderem wurde die Sendung 1988 mit dem Adolf-Grimme-Preis7), 1993 mit dem Deutschen Fernsehpreis und 1997 mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Den Moderatoren Armin Maiwald, Christoph Biemann und Ralph Caspers wurden außerdem das Bundesverdienstkreuz verliehen, Maiwald und Biemann erhielten 2019 darüberhinaus den Landesverdienstorden Nordrhein-Westfalen.

Weiterführende Artikel

1) , 3)
Saldecki, Dieter: Die Maus. Eine Geschichte der Provokationen. Anmerkungen eines ergrauten Maus-Redakteurs, in: Buresch, Wolfgang (Hg.): Kinderfernsehen. Vom Hasen Cäsar bis zu Tinky Winky, Dipsy und Co., Suhrkamp Verlag Frankfurt a. Main 2003, S. 94.
2)
als „Lach- und Sachgeschichten“
4)
ebd.
5)
Quelle: presse.wdr.de (Stand: 17.05.2023)
6)
Quelle: presseportal.de (Stand: 17.05.2023)
7)
mit Gold für Armin Maiwald, Friedrich Streich, Enrico Platter und Dieter Saldecki