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Martin Leßmann

Martin Leßmann mit Kasimir. Martin Leßmann (geboren am 13. August 1957 in Dannenberg a. d. Elbe1)) ist ein Schauspieler, Regisseur und Autor, sowie als Pupppenspieler von Kasi aus Hallo Spencer bekannt. Er spielte den kleinen, stets hilfsbereiten Kastanienbaum-Bewohner von 1988 bis 2001 als Nachfolger des nach längerer Krankheit verstorbenen Puppenspielers Herbert Langemann. Weitere von ihm gespielte Charaktere aus der Serie waren außerdem der Pinguin Max, sowie die 1999 eingeführte Figur Moritz. Vor allem war und ist Leßmann jedoch im Theater erfolgreich; u.a. in den Stücken „Du bist meine Mutter“ und „Ein Tag mit Herrn Jules“ in Bremen, wo er bis heute lebt und arbeitet.

Für den ganzen Sommer, oftmals sechs bis acht Wochen am Stück, waren wir zusammen im Studio und haben zusammen gedreht. Ja, das gibt's, glaube ich, in der Form heut' überhaupt nicht mehr. Das wäre nämlich auch gar nicht zu finanzieren. […] Es ist schade, dass wir damals als Team - oder wenigstens ein Teil davon - nicht mehr weiterarbeiten konnten…

(Martin Leßmann, Februar 20142))

Biographie

Leßmann wuchs u.a. in Lüneburg auf und entdeckte seine Liebe zur Schauspielkunst in den 1970er Jahren, als er die Theater-AG des Herzog-Ernst-Gymnasiums in Uelzen besuchte. Nach dem Abitur folgten Studien der Germanistik, Anglistik und Pädagogik in Marburg3) und Göttingen4), sowie ab 1979 das Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover, welches er u.a. mit einem externen Schauspiel-Diplom am Staatstheater Braunschweig abschloss. Schon während der Ausbildung experimentierte er mit Figurentheater und selbstgebauten Klappmaulpuppen. Ein erstes Engagement führte ihn 1983 ans Theater Essen, später war er als Schauspieler sowie als Regisseur an zahlreichen Bühnen u.a. in München, Hildesheim, Hamburg und Kiel aktiv. Seit Mitte der 1980er Jahre arbeitet er außerdem regelmäßig in Bremen, wo er neben der schauspielerischen Arbeit auch seine Tätigkeit als Spielleiter und Dramaturg intensivierte.

Karriere bei "Hallo Spencer"

Mitte der 1980er Jahre gastierte Leßmann als Schauspieler am Bremer Theater, wo er Karime Vakilzadeh kennenlernte. Seine „Karriere“ im Spencer-Team begann, nachdem er im Dezember 1985 u.a. gemeinsam mit Vakilzadeh trotz eines Kreuzbandrisses durch einen Bühnenunfall an einem Casting im Studio Hamburg teilnahm - dort wurden bereits neue mögliche Puppenspieler für die Figur Samson aus der Sesamstraße gesucht, sowie neue zusätzliche Puppenspieler für Hallo Spencer. Im Januar 1986 nahm er schließlich an einem Puppenspiel-Lehrgang des NDR teil und lernte Herbert Langemann und Wilhelm Helmrich kennen, die den Workshop gemeinsam mit Hansjörg Kindler leiteten. Leßmann hinterließ einen bleibenden Eindruck bei der Redaktion von „Hallo Spencer“ und spielte zunächst im Mai und Juni 1987 den Blaukragenpinguin Max in der im selben Jahr in der ARD ausgestrahlten Max-und-Molly-Staffel. Max, der Pinguin, war, ähnlich der Großpuppe Samson aus der „Sesamstraße“, eine Ganzkörperfigur, die der junge Schauspieler mit vollem Körpereinsatz und durch die Führung bestimmter in der Puppe verborgenen Mechaniken, die zB. die Augenlider oder den Schnabel steuerten, zum Leben erweckte.

Martin Leßmann mit Kasi im Baumhaus, 1988.

Nach dem Tod des schwer erkrankten Herbert Langemann im November 1987 wurde Leßmann schließlich als Puppenspieler von Kasimir im Sommer 1988 zu seinem Nachfolger und spielte Kasi bis zur letzten Staffel der Serie. Er assistierte außerdem häufig den Quietschbeu-Spielern Karime Vakilzadeh, Klaus Naeve und Lothar Kreutzer bei der Führung ihrer Puppen in zahlreichen Musikszenen. Parallel trat Leßmann von 1989 bis 1993 auch wiederholt als Gastdarsteller in der Sesamstraße auf und fungierte zwischen 1990 und 1992 als Casting-Leiter für Puppenspieler beim NDR; er besetzte u.a. Klaus Esch als Samson für die „Sesamstraße“ und leitete Workshops gemeinsam mit dem Puppenbauer und -spieler Kermit Love (von der Jim Henson Company), dessen Werkstatt in New York er im Juni 1991 besuchte.

In den 2000er-, bzw. 2001er-Episoden spielte er außerdem den bereits beim 20-jährigen Jubiläum vorgestellten Charakter Moritz, der zuletzt als Reporter auftrat.

Im Mai 2014 beschrieb Martin Leßmann die jährliche Arbeit für „Hallo Spencer“ als eine jeweils 2-monatige Ensemble-Arbeit, die der des Theaterspiels sehr verwandt sei:

Wir hatten zwar kein großes Publikum, aber ein großes Team und dann waren auch oft Besucher zu Gast im Studio Hamburg, das fand ich immer besonders schön. Es war eine Form, Fernsehen zu machen, mit Anteilen von Theater - mit dem Gefühl, man spielt in einem großen Theater-Team. […] Und auch chronologisch gedreht, wie man es auch im Theater macht, dass man sich von vorne bis hinten durcharbeitet durch die Geschichte.

(Martin Leßmann, Mai 20145))

Auf ihn selbst habe die langjährige Fernseharbeit nicht wie ein schauspielerischer Karriereschub gewirkt, sondern ihn „eher an einen Lottogewinn [..], oder ein besonderes Theaterprojekt immer im Sommer“ erinnert. Die Mischform aus klassischer handwerklicher Arbeit und dem künstlerisch speziellen Theater-Charakter sei ihm sehr entgegengekommen.6)

Nach über 20 Jahren Pause spielte er 2023 Kasi wieder für den Fernsehfilm Hallo Spencer - Der Film.

Andere Projekte (nach "Hallo Spencer")

Nicht erst seit seinem Theatersolo Die Werkstatt der Schmetterlinge (1999) bewährt sich Martin Leßmann als „Schauspieler, Puppenspieler, Clown, Poet, Magier, Komödiant, Träumer, Kindskopf und des Theatergottes idealer Gehilfe …“. In seinen Erzählkabinetten experimentiert er mit Texten von Kleist, Kafka, Musil, Mozart, Jean Paul, Oscar Wilde, Wilhelm Busch, Theodor Storm und Christian Morgenstern mit den Formen des lebendigen Vortrags für ein Publikum jeden Alters. In seiner Wahlheimat leitete er von 1994 bis 1999 das Kinder- und Jugendtheater MOKS, dem er auch weiterhin verbunden ist - Herrn Winters Geheimnis (2001), Klamms Krieg (2003-2006), Die Seiltänzerin (2007-2009) und als Gast mit Du bist meine Mutter (Premiere 2010). Ebenso ist er ein Künstler der freien Bremer Theaterszene, zuletzt in Produktionen in der Schwankhalle: Der Krieg der Knöpfe (2009), Ente, Tod und Tulpe (2012/2013), und am Bremer Kriminaltheater Die 39 Stufen (2010-2013), Revanche (2013).

(du-bist-meine-mutter.de7))

Seit 1999 arbeitet er als freiberuflicher Theatermacher, nachdem er fast fünf Jahre das Kinder- und Jugendtheater MOKS des Bremer Theaters leitete. Er trat als Schauspieler außerdem in mehreren Kurzfilmen auf.

2014 rief seine langjährige Kollegin Karime Vakilzadeh u.a. gemeinsam mit Leßmann das von ihr konzipierte Projekt „always poet“ ins Leben, für das er unter anderem eigene lyrische Texte vortrug.8)

Man sah ihn außerdem auf der Bühne des Bremer Kriminaltheaters (kurz bkt) in Inszenierungen der Stücke „Der Weibsteufel“9), sowie „Arsen und Spitzenhäubchen“ (seit 2015) und schließlich in Ferdinand von Schirachs „Terror“10). Es folgten ab 2017 weitere bkt-Produktionen wie zB. „Zwei Fremde im Zug“, „Ladykillers“ und „Das Verhör“. Für seine Eigenarbeit „Ein Tag mit Herrn Jules“11), einem Theatersolo nach der gleichnamigen Novelle von Diane Broeckhoven, zeichnete er sich für Schauspiel, Text, Regie und Ausstattung verantwortlich und zeigte „mit allen Mitteln des Erzähltheaters und des einfühlsamen Schauspiels eine tragikomische Begegnung nach dem Tod, mitten im Leben“12).

Der Autor, Schauspieler und Regisseur in Personalunion […] liefert eine darstellerische Glanzleistung ab, so wie er vor allem die emotionale Achterbahnfahrt der Alice verkörpert. […] Er durchläuft in dem Anderthalb-Stunden-Abend alle Stationen des schöpferischen Trauer-Prozesses.

(S. Schuer über Martin Leßmann in „Ein Tag mit Herrn Jules“, 201813))

Weiterführende Artikel

1)
Leßmann wuchs u.a. in Lüneburg auf.
2)
im Interview mit Julian Schlichting und Henning Plückebaum
3)
Philipps-Universität
4)
Georg-August-Universität
5)
im Interview mit Julian Schlichting
6)
Vgl. Interview mit Julian Schlichting, 24.05.2014.
8)
always poet bei youtube.com
9)
Premiere 2014, Bremer Kriminaltheater
10)
Premiere im Mai 2016, Bremer Rathaus
11)
Premiere 2018 in Bremen
13)
aus einer Pressekritik des Weserkurier, Quelle: martinlessmann.de