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Zum Nachlesen von Faust (1983)

Faust, 1983. ← Zurück zur Folgenbeschreibung

Dies ist ein Transkript der Fassung von Johann Wolfgang von Goethes Faust - Ein Tragödie (1808), die das Runddorf-Ensemble am 30. August 1983 im Schlosstheater Nepomukhausen unter dem Titel „Faust - Ein Blasphemicum nach Johann Wolfgang von Goethe“ aufführte.

Transkript

Prolog im Himmel

Erzengel-Chor: Die Sonne tönt nach alter Weise In Brudersphären Wettgesang. Und ihre vorgeschriebene Reise Vollendet sie mit Donnergang. Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke. Wenn keiner sie ergründen mag; Die unbegreiflich hohen Werke Sind herrlich wie am ersten Tag.

Mephisto: Da du, o Herr, dich wiedereinmal nahst Und fragst, wie alles sich bei uns befindet, Und du mich für gewöhnlich gerne sahst, So siehst du mich auch unter dem Gesinde. Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt; Mein Pathos brächte dich gewiss zum Lachen, Hättst du dir das Lachen nicht längst abgewöhnt

Herr: Hast du mir nichts weiter zu sagen? Kommst du nur immer um anzuklagen? Ist auf Erden dir ewig nichts recht?

Mephisto: Nein, Herr! Ich find es dort, wie immer, herzlich schlecht. Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen, Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen.

Herr: Sag mal, kennste den Faust?

Mephisto: Äh, den Doktor?

Herr: Meinen Knecht!

Mephisto: Fürwahr! Hihi! Der dient Euch auf besondre Weise,

Herr: Wenn er mir jetzt auch nur verworen dient, So wird ich ihn doch bald in die Klarheit führen. Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt, dass Blüt und Frücht die künftigen Jahre zieren.

Mephisto: Was wettet ihr? Den sollt ihr noch verlieren, Wenn ihr mir die Erlaubnis gebt, Ihn meine Straße sacht zu führen!

Herr: Hm So lange er auf der Erde lebt, So lange sei dirs nicht verboten. Es irrt der Mensch, so lang er strebt.

Mephisto: Hm Von hihi von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern Und hüte mich, mit ihm zu brechen. Es ist gar nett von einem großen Herrn; So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen. Hahaha

Studierstube

Faust: Hm, Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, Und leider auch Theologie! Durchaus studiert mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.

Wüah! Und dieses geheimnisvolle Buch, Von Nostradamus eigener Hand Ist dir es nicht Geleit genug?

Geist: Ich bin der Geist der stets verneinet!

Faust: Wüah! Welch Schauspiel! Aber ach! Ein Schauspiel nur! Wo fass ich dich, unendliche Natur? Euch Brüste, wo? Ihr Quellen alles Lebens!

Der Osterspaziergang

Wagner: Mit Euch, Herr Doktor, zu spazieren Ist ehrenvoll und ist Gewinn; Doch würd ich nicht allein mich her verlieren, weil ich ein Feind von allem Rohen bin

(Wau Wau!)

Das Fiedeln, Schreien, Kegelschieben Ist mir ein gar verhasster Klang: Sie toben wie vom bösen Geist getrieben Und nennens Freude, nennens Gesang. Juchhe, Juchhe, Juchheißa, Heißa He! So ging der Fidelbogen.

Faust: Wüah! Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick; Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück.

(Wau! Wau! Wau! Wau!)

Whü, soll ich mit dir das Zimmer teilen, Pudel, so laß das Heulen, So lass das Bellen! Solch einen störenden Gesellen Mag ich nicht in meiner Nähe leiden

(Wau! Wau! Wau!)

Wagner: Ich sehe nichts als einen schwarzen Pudel, Es mag bei Euch wohl Augentäuschung sein. Hm!

Wagner geht ab.

Faust: Incubus! Incubus! Tritt hervor und mach den Schluss!

Es steigt Qualm auf.

Wüah!

Mephisto: Hahahaha!

Faust: Das also war des Pudels Kern!

Mephisto: Hm! Wozu der Lärm? Was steht dem Herrn zu Diensten? Wenns dir beliebt, so bin ich auch bereit, Dir zur Gesellschaft hier zu bleiben; Doch mit Bedingnis, dir die Zeit Durch meine Künste würdig zu vertreiben. Haha

Faust: Hm! Ich seh es gern, das steht dir frei; Nur dass die Kunst gefällig sei!

Mephisto: Ich werde heute gleich, beim Doktorschmaus, Als Diener meine Pflicht erfüllen. Nur eins! – Ums Leben oder Sterbens willen Bitt ich mir ein paar Zeilen aus.

Faust: Wüah! Auf was Geschriebenem forderst du Pedant? Hast du noch kein Mann, nicht Manneswort gekannt?

Mephisto: Nein! Blut ist ein ganz besondrer Saft.

Faust: Hm, nur keine Furcht, dass ich dies Bündnis breche! Das Streben meiner ganzen Kraft Ist grade das, was ich verspreche.

Mephisto: Hm! Danke! Hahaha!

Ein Schüler tritt auf.

Schüler: Tag! Ich bin allhier erst kurze Zeit, und komme voll Ergebenheit, Nen Mann zu sprechen, und zu kennen, Den alle mir mit Ehrfurcht nennen.

Mephisto: Haha! Eure Höflichkeit erfreut mich sehr!

Schüler: Ja!

Mephisto: Ihr seht einen Mann wie andre mehr.

Schüler: Ach!

Mephisto: Habt Ihr Euch sonst schon umgetan?

Schüler: Logo! Ich bitt euch. Nehmt mich meiner an. Ich komme hier allem guten Mut, Leidlichem Geld und frischem Blut; Meine Mutter wollte mich kaum entfernen; Möcht gern was Rechtes allhier lernen.

Mephisto: Da mein Freund, seid ihr eben recht am Ort.

Schüler: So?

Mephisto: Hmmm!

Schüler: Naja! Aufrichtig, möcht schon wieder fort!

Schüler geht. Kommt aber noch mal wieder.

Mephisto: Hä?

Schüler: In diesen Mauern, diesen Hallen Da will es mir keineswegs gefallen.

Mephisto: Na dann nicht!

Auf der Straße

Gretchen kommt von der Kirche. Faust und Mephisto begegnen ihr.

Faust: Mein schönes Fräulein, darf ich wagen, Meinen Arm und Geleit Euch anzutragen?

Gretchen: Oh! Bin weder Fräulein, weder schön, Können ungeleit nach Hause gehen. Haha!

Sie macht sich los und geht ab.

Faust: Wüah! Beim Himmel, diese Kinder sind schön! So was hab ich noch nie gesehn. Sie sind so sitt- und tugendreich,
 und etwas schnippisch doch zugleich. Der Lippen Rot, der Wangen Licht, Die Tage der Welt das vergess ich nicht! Wie jede die Augen niederschlägt, Hat tief sich in mein Herz geprägt; Wie sie kurz angebunden war, Das ist nun zum Entzücken gar!

(zu Mephisto):

Hörst du, du musst mir die Dirne schaffen!

Mephisto: Nun welche?

Faust: Haha! Sie gingen just vorbei.

Mephisto: Hm, da die? Sie kamen von ihrem Pfaffen, Der sprach Sie aller Sünden frei. Über die hab ich keine Gewalt!

Faust: Hm, sind über vierzehn Jahre doch alt.

Ein kleines reinliches Zimmer

Gretchen: Ich gäb was drum, wenn ich nur wüsst, Wer heut der Herr gewesen ist! Er sah gewiss recht wacker aus, Und ist aus einem edlen Haus; Das konnt ich ihm an der Stirne lesen – Er wär auch sonst nicht so keck gewesen. Haha!

(Gold und Silber mag ich sehr, Platin noch viel lieber! Lülülü!)

Gretchen: Oh! Das Kampfgetös war fürchterlich. Das Kästchen ist ja wohl für mich. Nein für mich! Für mich! Für mich! Frau Marthe!

Der Nachbarin ihr Haus

Frau Marthe: Gott verzeihs meinem lieben Mann, Er hat an mir nicht wohl getan! Geht da stracks in die Welt hinein, Und lässt mich auf dem Stroh allein. Tät ihn doch wahrlich nicht betrüben, Tät ihn, weiß Gott, recht herzlich lieben.

Sie weint.

Vielleicht ist er gar tot! – O Pein! Hätt ich doch bloss den Totenschein!

Gretchen: Frau Marthe!

Frau Marthe: Ah! Ah! Gretelein, was solls?

Gretchen: Wer konnt nur das Kästchen bringen? Es geht nicht zu mit rechten Dingen!

Es klopft.

Es klopft. Ach Gott. Mag das meine Mutter sein?

Während Gretchen spricht, äußert sich Frau Marthe immer wieder mit einem Ah.

Frau Marthe: Ah! Hmmm! Oh! Ein fremder Herr! Nur frisch herein!

Mephisto: Haha! Bin grad so frei, frech herein zu treten. Muß bei den Frauen Verzeihen erbeten. Wollte nach Frau Marthe Schwerdtlein fragen!

Frau Marthe: Ich bins! Was hat der Herr zu sagen?“

Mephisto: Ich wollt, ich hätt eine frohere Mär! Ich hoffe, Sie lässt michs drum nicht büßen: Ihr Mann ist tot, und lässt sie grüen.

Frau Marthe: Ah! Mein Mann ist tot. Mein Herz ist tot. Oh Pein! Oh weh! Mein Mann ist tot. Ach, ich vergeh!

Mephisto: Ja! Wär ich nun jetzt an Eurem Platze, betrauert ich ihn ein züchtig Jahr, Visierte dann unterweil nach einem neuen Schatze.

Frau Marthe: Haha! Ach Gott! Wie doch mein erster war, So find ich nicht leicht auf dieser Welt den anderen! Es konnte kaum haha ein herziger Närrchen sein. Wie steht es denn mit ihrem Herz?

Gretchen: Was meint der Herr damit?

Mephisto: Hehe! Du guts unschuldig Ding.

Gretchen: Hehe!

Mephisto: Lebt wohl! Lebt wohl ihr Frauen!

Gretchen: Lebt wohl! Lebt wohl!

Frau Marthe: Haha! Da Da hinterm Haus in meinem Garten Wollen wir der Herrn heut abend warten.

Gretchen: Hahaha!

Liebesszene

Walpurgisnacht

Die Hexen tanzen

Die Hexen zu dem Brocken ziehen Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün Dort sammelt sich der grüne Hauf Herr Urian sitzt oben auf So geht es über Stock und Stein Es farzt die Hexe, es stinkt der Bock.

Stimme:

Die alte Baubo kommt allein. Sie reitet auf einem Mutterschwein.

Hexe:

So Ehre dem, wem Ehre gebührt! Frau Baubo vor! Und angeführt! Ein tüchtig Schwein und Mutter drauf, Da folgt der ganze Hexenhauf.

Kerkerszene

Faust: Mich fasst ein längst entwohnter SChauer Der Menschheit ganzer Jammer fasst ich an. Hier wohnen sie hinter diesen Mauern Und ihr Verbrechen war ein guter Wahn!

Gretchen: Weh! Weh! Sie kommen! Bittrer Tod!

Faust: Still! Still! Ich komme euch zu befreien.

Gretchen: Wie? Du kannst nicht mehr küssen? Mein Freund, so kurz von uns entfernt, Und hasts Küssen verlernt? Warum wird uns an deinem Halse so bang? Wenn sonst von deinen Worten, deinen Blicken Ein ganzer Himmel uns überdrang. Und du uns küsstest, als wolltest du uns ersticken. Küsse uns!

Faust: Wüah! Lasst das Vergangene vergangen sein Ihr brecht mir das Herz! Oh wäre ich nie geboren

Gretchen: Oh!

Mephisto: Auf! Auf! Oder ihr seid verloren. Unnützes Zagen! Zaudern und Plaudern! Meine Pferde schaudern! Der Morgen dämmert auf.

Faust: Ihr sollt leben!

Gretchen:

Gericht Gottes! Dir haben wir uns übergeben! Heinrich uns grauts vor dir!

Faust: Wuah!

Mephisto: Sie ist gerichtet!

Stimme: Gerettet!

Mephisto: Sie ist gerichtet!

Stimme: Gerettet!

Mephisto: Sie ist gerichtet!

Stimme: Gerettet!

Spencer: Na Freunde. Wie auch immer. Gerichtet oder gerettet. Jetzt auf jeden Fall Tschüss für heute.

Alle: Tschüss!

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