Die EM.TV AG1) war ein deutscher Medienkonzern, der von den Unternehmern Thomas und Florian Haffa sowie dem Fernseh-Mogul Haim Saban 1989 gegründet wurde. Im Dezember 1998 gründete EM.TV mit der Kirch-Gruppe das Unternehmen Junior TV. Im selben Jahr trat der ehemalige NDR-Redakteur Winfried Debertin mit einem sogenannten Buy-Out als Briefvereinbarung Lizenzrechte zu Hallo Spencer an EM.TV ab.
Bevor der ehemalige Schreibmaschinen-Verkäufer Thomas Haffa EM.TV gründete, war er bereits in der Kirch-Gruppe von Leo Kirch bei Merchandising München tätig. EM.TV vermarktete u.a. die Merchandising-Rechte der Zeichentrickserie „Alfred J. Kwak“ (1989-1990) und erwarb die Fernsehrechte der „Teenage Mutant Hero Turtles“. Der Rechte-Stock wurde kontinuierlich aufgestockt; ab 1991 vermarktete EM.TV auch die Sesamstraße.
Bereits vor dem Börsengang wurden die nötigen Eckpfeiler gesetzt, um für den internationalen Wettbewerb gerüstet zu sein. Dazu zählen nach wie vor der Aufbau eines attraktiven Rechteportfolios mit international bekannten Marken, die Konzentration auf hochwertige Familienunterhaltung und die Verknüpfung der Interessen der Medien, der Industrie und des Handels.
(Selbstdarstellung auf der ehemaligen Homepage der Aktiengesellschaft, 20032))
Im Oktober 1997 ging Haffas Unternehmen an die Börse; der Ausgabepreis der Aktien betrug umgerechnet 35 bis 38 Cent.3) Nachdem EM.TV und Kirch gemeinschaftlich Junior TV gründeten, übernahm Haffa im Februar 2000 für 1,3 Milliarden DM die US-amerikanische Jim Henson Company. Dieser Kaufpreis galt damals bereits als überhöht. Zur gleichen Zeit veräußerte Haffa rund 200.000 EM.TV-Aktien für 40 Millionen DM. Nur einen Monat später kaufte EM.TV für weitere 3,3 Milliarden DM eine 50-prozentige Beteiligung an der Formel 1-Vermarktung. In den darauffolgenden Jahren verzeichnete das Unternehmen große, milliardenschwere Verluste. Bereits im Mai 2003 erfolgte schließlich der Verkauf der Henson Company für einen Bruchteil des Kaufpreises.
Thomas Haffa und sein Bruder Florian4), die beide Vorstände vom EM.TV waren, wurden vom Münchner Landgericht zu hohen Geldstrafen wegen unrichtiger Darstellung und Kursbetrugs verurteilt.5) Die Staatsanwaltschaft ermittelte bereits seit Dezember 2000 gegen die Haffa-Brüder.
Das Landgericht München verurteilte die Brüder Haffa 2003 wegen Kursbetrugs und Veröffentlichung falscher Zahlen zu Geldstrafen. Damit wurden sie zum Symbol von all dem, weswegen die Deutschen heute Angst vor der Börse haben: windige Typen, die einem das Blaue vom Himmel versprechen und dann Muttis sauer Erspartes verjubeln. Nach zwei Umbenennungen heißt EM.TV heute Constantin Medien. Das Unternehmen hält die Rechte am Sportsender Sport 1 und befindet sich inzwischen mehrheitlich im Besitz des Schweizer Unternehmens Highlights Communications.
(Philipp Bovermann über EM.TV, August 20196))
Im Januar 2021 gab Winfried Debertin auf YouTube bekannt, dass er, bevor er Lizenzrechte von Hallo Spencer an EM.TV verkaufte, im Jahr 1998 einen Vertrag mit dem NDR über sämtliche Folgen der Serie abgeschlossen habe. Zwei Jahre später habe Debertin einen neuen Vertrag von EM.TV erhalten, dessen Vertragsumpfang erstmals u.a. Telekommunikationsrechte beinhaltet habe. Dieser neuen Vereinbarung habe er nicht zugestimmt und dennoch seien 2004, als EM.TV das Medienunternehmen Junior TV, an welchem es zuvor nur zu 50% beteiligt war, komplett übernahm, Verwertungs- und Telekommunikationsrechte von Hallo Spencer an Junior übergegangen.7)
Das Hamburger Abendblatt berichtete 2011 hingegen, Debertin habe Folgen, bei denen die Rechte beim NDR lägen, an EM.TV verkauft.8)
Debertins Verkauf von Lizenzrechten hatte 1998 zur Folge, dass eine Reihe neuer Merchandising-Artikel zu Hallo Spencer vermarktet wurden, wie es auch bereits zehn Jahre zuvor bei einem ersten Geschäft zwischen Debertin und Haffa, damals noch über eine Lizenzierung durch Merchandising München, der Fall gewesen war. EM.TV lizenzierte u.a. gekühlte Fertiggerichte, Fleisch- und Wurstwaren mit kleinen Sammelfiguren als Packungsbeilagen über die Firma Könecke. Diese zweite große Merchandise-Welle erreichte 1999 zum 20-jährigen Jubiläum der Serie einen Höhepunkt, als 13 Figuren als Stoff-Handpuppen hergestellt wurden. Im selben Jahr erschienen außerdem acht Episoden in einer über das junge Unternehmen Junior und das Label Edel veröffentlichten vierteiligen Reihe auf VHS, MC und CD, sowie das Musikalbum Hallo Spencer - Die Lieder aus meiner Show mit einer Zusammenstellung von Quietschbeu-Songs auf MC und CD.
Nachdem EM.TV 2004 die restlichen 50% von Junior TV nach langen Verhandlungen für 13,5 Millionen Euro übernahm9), waren im Vertrag mit einer KirchMedia-Tochterfirma „alle zwischen EM.TV und Kirch existierenden Rechte- und Lizenzthemen sowie gegenseitige Forderungen“ enthalten.10) Eines dieser vielen Rechte- und Lizenzthemen war Hallo Spencer und die Übernahme war der Grund, warum schließlich zahlreiche Episoden der Serie von 2005 bis 2007 regelmäßig auf dem Pay-TV-Sender Premiere Junior zu sehen war.
Die Junior.TV Verwaltungsgesellschaft mbH, die Junior Produktionsgesellschaft mbH und EM.Entertainment GmbH wurden später zur Studio 100 Media GmbH zusammengeführt, welche Ende der 2010er Jahre auch die m4e AG übernahm. Debertin gab 2021 bekannt, er werde gegen Studio 100 Media vorgehen, da die Gesellschaft mehrere auf seinem YouTube-Kanal hochgeladene Hallo Spencer-Folgen über den Digitalvertrieb Kontor New Media rechtlich beansprucht und infolgedessen gesperrt habe.